arrow-left arrow-right nav-arrow Login close contrast download easy-language Facebook Instagram Telegram logo-spe-klein Mail Menue Minus Plus print Search Sound target-blank X YouTube
Inhaltsbereich

Detail

19.08.2011

Rede zur Einbürgerungsfeier im Rathaus

 

Sehr geehrte Frau Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,

sehr geehrte Frau Kifle  (Jardena Kifle aus Eritrea, Einbürgerungslotsin),

meine Damen und Herren,


wir feiern heute Ihre Einbürgerung und dazu begrüße ich Sie alle sehr herzlich im Rathaus, in Hamburg, in Deutschland. Und in der Europäischen Union.

 

Hamburgerinnen und Hamburger sind die meisten von Ihnen schon länger, viele schon richtig lange. Deutsche sind Sie jetzt geworden und darüber freuen wir uns gemeinsam. Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union, das waren Sie, mit wenigen Ausnahmen, bisher noch nicht, aber nun sind Sie alles drei: Hamburger, Deutsche und Europäer. Alles drei gehört zusammen.

 

Ich glaube, Sie haben eine gute Entscheidung getroffen. Und ich bin fest überzeugt: Wer hier lebt, wer hier gern lebt, wer sich auf Deutschland einlassen, sich in Deutschland wohlfühlen und etwas aufbauen will, wer sich zu Deutschland bekennt, muss dann auch alle Rechte und Pflichten haben, alle Möglichkeiten der Teilhabe am öffentlichen Leben, an dem, was wir demokratische Willensbildung nennen.

Und das heißt: Er oder sie sollte unbedingt die Chance ergreifen, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erwerben. So wie Sie es getan haben! Auch wenn es manchmal mühsam ist, die Voraussetzungen zu erfüllen und man die eine oder andere bürokratische Hürde nehmen muss: es lohnt sich.

 

Ich bin sicher, Sie werden es spüren oder spüren es jetzt schon: dass Sie als Staatsbürger in stärkerer Weise gefragt sind mitzumachen, ihre Ideen zu entwickeln, Ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen und ihre Meinung zu sagen. 

 


Meine Damen und Herren,

 

Einbürgerung, das ist ja zunächst mal ein bürokratisch klingendes Wort. Mit etwas Spott könnte man sagen: wie es zu Deutschland gehört. Als Sie Deutsch gelernt haben schon als Kinder oder Jugendliche oder später als Erwachsene , da sind Ihnen bestimmt die vielen -ungs aufgefallen: Die Fütterung der Enten auf der Alster führt zur Überdüngung und ist zu unterlassen.

 

Aber Sie haben sich nicht abschrecken lassen, auch nicht durch die Tücken der deutschen Sprache. Im Gegenteil, Sie sind mit ihren schönen Seiten und der Vielfalt, die die Sprache ja auch hat, bestens vertraut. Das beweisen die exzellenten Ergebnisse bei Hamburgischen Einbürgerungstests: Mehr als 99 Prozent bestehen dort deutsch fehlerfrei oder mit nur ganz wenigen Fehlern. Davor kann ich nur meinen Hut ziehen, im übertragenen Sinn.

 

 

Meine Damen und Herren,

 

über Ihre persönlichen Gründe, warum Sie Deutsche werden wollten, haben Sie intensiv nachgedacht. Natürlich haben auch wir, hat die Stadt Hamburg wichtige Gründe, die Einbürgerung zu erleichtern und zu fördern. Denn wir brauchen Sie! Die Einbürgerung ist ein Staatsziel und das ist richtig. 

 

Wir brauchen Sie, weil unsere Stadt ohne Zuwanderer aus allen Teilen der Welt nicht die weltoffene, vielfältige Metropole geworden wäre, die sie heute ist.

 

Wir Deutschen also wir alle hier im Saal - brauchen die Zuwanderer, das ist ja ein offenes Geheimnis, auch aus Gründen der Sicherung unser aller Zukunft. Die Einwohnerzahl nimmt ab nicht in Hamburg, aber in Deutschland insgesamt und die Menschen werden durchschnittlich älter. Das ist ein großer Fortschritt, aber es bedeutet auch einen demografischen Wandel, dessen mögliche Folgen uns Sorgen machen.

Wir brauchen Sie auch ganz konkret in der Verwaltung der Stadt. Interkulturelle Öffnung nennen wir das Zusammenwirken von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit und ohne Migrationshintergrund. Viele Betriebe und Unternehmen setzen darauf sehr bewusst und dasselbe will die Stadt Hamburg tun. Dieses Ziel hat die Kampagne Wir sind Hamburg bist du dabei?, mit der der öffentliche Dienst von der Polizei bis zum Einwohneramt mehrsprachige Mitarbeiter sucht und solche, die Erfahrungen aus anderen Kulturkreisen mitbringen.

 

 

Meine Damen und Herren,

 

aus vielen Gründen gehört die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund zu unseren gemeinsamen zentralen Herausforderungen und Anliegen. Der Hamburger Senat wird deshalb auch den Integrationsbeirat weiter stärken, in dem viele Migrantinnen und Migranten mitarbeiten und ihre Kompetenzen einbringen.

 

Das Thema Integration hat für den Hamburger Senat höchste Priorität. Schwerpunkte sind Sprachförderung, Bildung, Ausbildung und Arbeitsmarkt, dazu die eben genannte interkulturelle Öffnung der Verwaltung. Nur wenn es uns gelingt, die Teilhabe aller Hamburgerinnen und Hamburger zu verbessern, haben wir die Chance, das Potenzial unserer Stadt voll auszuschöpfen.

 

Deshalb freuen wir uns sehr, dass es einen Trend zur deutschen Staatsangehörigkeit gibt, der deutlich zugenommen hat. Auch wenn man einen vorübergehenden Rückgang nicht übersehen darf, nachdem sich einige Bedingungen verschärft hatten. Aber im vorigen Jahr, 2010, haben in Hamburg wieder 5.300 Menschen die deutsche Staatsangehörigkeit erworben.

Steigende Antragszahlen und mehr Beratungsgespräche, in denen sich Einbürgerungswillige nach den Voraussetzungen erkundigen, belegen den Trend ebenfalls sehr deutlich.

 

Es wäre schön, wenn sich noch viel mehr Mitbürger entschließen könnten, die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen. Das mag nicht immer leicht sein und Sie werden dazu Ihre eigenen Geschichten erzählen können. Aber Sie haben es jetzt geschafft! Genießen Sie also diesen Tag und machen Sie vielleicht auch ein bisschen Werbung für die deutsche Staatsbürgerschaft, damit Ihre Freunde und Verwandten, die noch zögern, ebenfalls mitmachen.

 

Sicher kennen Sie die Plakate der Einbürgerungskampagne, die zwei Hamburger Behörden gemeinsam entwickelt haben. Wir werden die Kampagne ausbauen und erweitern. Sie wird das Herzstück unserer Integrationspolitik sein.

 

Wir wollen zusätzlich zu den bereits laufenden Aktivitäten noch eine Briefkampagne starten, um diejenigen anzusprechen, die bisher noch nicht an eine Einbürgerung gedacht haben.

Seit gut einem Jahr gibt es die Einbürgerungslotsen wie zum Beispiel Frau Kifle, die gleich zu uns sprechen wird. Das sind Ehrenamtliche, die gut in den migrantischen Gemeinschaften vernetzt sind und sich mit dem Verfahren zur Einbürgerung auskennen. Zum Beispiel, weil sie es selbst einmal mitgemacht haben.

 

Sie informieren aus erster Hand über die Chancen einer Einbürgerung, beraten und begleiten Bewerber und helfen ihnen bei Schwierigkeiten, zum Beispiel, wenn die Ausbürgerung aus dem Herkunftsland zum Problem wird.

 

 

Meine Damen und Herren,

 

Sie selber gehören jetzt nicht mehr zu der Zielgruppe. Aber natürlich setzen wir auch ein bisschen auf Mundpropaganda: Wenn Ihre Erfahrungen gute sind, wenn Sie sich richtig entschieden haben, dann erzählen Sie das gern weiter. Wahrscheinlich ist das die beste Werbung.
 

Vielleicht haben die Plakate auch bei Ihnen ein bisschen mitgeholfen. Hamburg. Mein Hafen. Deutschland. Mein Zuhause, heißt es dort. Europa. Meine Gegend. Vielleicht könnte man etwas in der Art noch hinzudenken. Denn Deutschland ist ein Teil Europas und das ist ein wichtiger Teil unserer Identität.

 

Wir haben die Europa-Idee zu unserer Sache gemacht und wir sind dafür reich belohnt worden. Einerseits mit der Deutschen Vereinigung vor mehr als zwanzig Jahren, die nur im Rahmen der europäischen Integration überhaupt möglich war. Andererseits mit dem Erlebnis, wie groß und vielfältig jetzt Europa geworden ist und wie es zusammenwächst. Auch das werden Sie als Deutsche Staatsbürger erleben können.

 

Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute und gebe das Wort nun weiter an Frau Kifle.

 

Es gilt das gesprochene Wort.