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23.03.2013

Rede zur Eröffnung der Internationalen Bauausstellung

 

Sehr geehrter Herr Hellweg,

sehr geehrter Herr Professor Sennet,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

ich freue mich seit Wochen und Monaten auf dieses Wochenende, an dem das Präsentationsjahr 2013 der Internationalen Bauausstellung seinen Auftakt und ersten Höhepunkt erfährt. Und ich bin sicher, den vielen Beteiligten an diesem Mammutprojekt geht es genauso.

 

Zu Fuß, mit dem Fahrrad, per Bus oder Barkasse viele Tausend Besucherinnen und Besucher werden von heute an die zahlreichen Ausstellungen, Besichtigungstouren und Kongresse besuchen, und ich sage voraus: Sie werden staunen. Denn zum Staunen gibt es jede Menge Anlass. Sehr konkret, anfassbar und buchstäblich begehbar.

Zum Beispiel in einem Weltquartier für interkulturelles Wohnen und einem Kreativen Quartier Elbinsel. In Waterhouses und einem Energiebunker. In einem Welt-Gewerbehof und einem Zollzaun, der verschwunden ist.

 

Die Stadt sozusagen bei laufendem Betrieb um- und neu zu bauen, daran ist Hamburg spätestens seit dem Zweiten Weltkrieg gewohnt. Oft musste es dabei schnell zugehen, die Nachhaltigkeit spielte gezwungenermaßen eine untergeordnete Rolle.

 

Heute müssen wir die Ansprüche an Mobilität ebenso im Blick behalten wie den demografischen Wandel und den Klimawandel. Die Internationale Bauausstellung hier in Hamburg hat all das zum Thema mit dem Ziel, Lebensqualität und Wachstum zu vereinen.

 

Entwürfe für die Zukunft der Metropole: Das Motto, unter dem die IBA Hamburg seit 2007 steht, bezeichnet den Anspruch der Internationalen Bauausstellung als ein Stadtentwicklungsprojekt, das Architektur, Freiraumplanung und Städtebau vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels zusammenführt.

 

Wie die Bedürfnisse einer großen Stadt im 21. Jahrhundert in ökonomischer, ökologischer und sozialer Balance erfüllt werden können, dafür liefert die IBA Hamburg Anregungen und Anstöße mit mehr als 60 baulichen, sozialen und kulturellen Projekten und Programmen.

 

Das ist auch dringend nötig. Soziologen und Stadtplaner erwarten einen Zuwachs der Hamburger Bevölkerung von derzeit 1,8 Millionen auf 1,9 Millionen innerhalb des nächsten Jahrzehnts; selbst zwei Millionen sind nicht unrealistisch.

 

Damit liegen wir im globalen Trend hin zu den Metropolen. Da Hamburg aber im Gegensatz zu anderen Städten sich nicht räumlich ausdehnen kann, folgen daraus Aufgaben für die Stadtentwicklung, die Auswirkungen auf die Bewohnerinnen und Bewohner haben.

 

Und zwar positive Auswirkungen davon bin ich überzeugt. Denn der erweiterte Horizont, der endlich auch Hamburgs Süden angemessen berücksichtigt, das Nutzen der Potenziale der Elbinsel mit den Stadtteilen Wilhelmsburg und Veddel wertet von nun an nicht nur auf abstrakte Weise Straßen, Häuser und Plätze auf.

 

Die Dynamik der wachsenden Städte entsteht aus den Hoffnungen der bisherigen und der neuen Bürgerinnen und Bürger, ihren Hoffnungen auf ein gutes oder besseres Leben, die sie nur in der Stadt realisieren können. Ihnen wollen wir optimale Bedingungen bieten.

Dafür brauchen wir ein tolerantes weltoffenes Klima, in dem sich gleichzeitig alle sicher fühlen.


Wir müssen als Ankunftsstadt den neuen Bürgerinnen und Bürgern die Perspektive der Integration eröffnen.

 

Und wir müssen es ermöglichen, dass unabhängig vom Elternhaus alle Kinder eine ausreichende Bildung erwerben. Darum brauchen wir Krippen, Kitas, Grundschulen mit kleinen Klassen und Ganztagsbetreuung, Gymnasien und Stadteilschulen, die beide zum Abitur führen können.


Optimale Bedingungen dazu gehört auch, dass wir die Energiewende vorantreiben und den innerstädtischen Verkehr effektiv und ökologisch modernisieren.

Das bedeutet: Hamburg, so gut es uns hier gefällt, ist nicht fertig zu Ende gedacht, geplant, gebaut. Im Gegenteil:

 

Die Stadtplaner sind aufgerufen, nicht nur gewachsene Quartiere zu bewundern, wo sich Wohnen und Gewerbe bereits mischen, sondern solche Quartiere neu zu entwickeln. Oder auch ein Haus, das das gewährleistet. Die Hybrid Houses der IBA zum Beispiel sind gelungene und wirtschaftlich erfolgreiche Beispiele dafür.

Kletterhallen, Joggingstrecken, alles das gehört in die Stadt, aber auch barrierefreie Wohnungen, Verkehrsmittel und Zugänge für die weniger mobilen Bewohner. Schließlich sind bald mehr als  30 Prozent von uns älter als 60 Jahre.

 

Das wohl wichtigste stadtpolitische Thema unserer Zeit lautet: Wohnraum bauen. Das Wohnungsbau­programm des Senats ist vielleicht das größte in Deutschland derzeit. Ende 2012 waren mehr als 8.700 Wohnungen genehmigt, noch einmal deutlich mehr als im Vorjahr. Anders als im vergangenen Jahrzehnt dürfen wir mit dieser Anstrengung nie wieder nachlassen.

 

Die Bauausstellung trägt einen wichtigen Teil dazu bei. Die IBA-Projekte schaffen Potenziale für etwa 1.830 Wohneinheiten, in den Schwerpunkträumen Zukunftsbild Elbinseln 2013 + auf der Veddel, an der Harburger Chaussee, an der Mittelachse Nord und Süd sowie in Wilhelmsburg Mitte sind es weitere rund 3.200 Wohneinheiten in der Summe also rund 5.000 Wohneinheiten, daneben erfolgen rund 450 energetische Modernisierungen.

 

 

Meine Damen und Herren,

 

so wie die großen Metropolen die Entwicklung der Gesellschaft, der Wirtschaft, der Ökologie und der Sozialsysteme buchstäblich vorleben, so beispielhaft fokussieren sich die wichtigen Themen der Stadtentwicklung in den einzelnen Quartieren. So unterschiedlich die Viertel auch sind die grundlegende Herausforderung an Politik und Stadtentwicklung ist überall die gleiche: nämlich die Balance zu wahren zwischen den unterschiedlichen Bedürfnissen und Interessen. Platz für Arbeit zu schaffen, für Industrie, Handel und Dienstleistung und gleichzeitig den Wohnraum lebenswert zu erhalten.

 

Die Planer sehen sich also vor der Aufgabe, all das unter Berücksichtigung des rechtlich Möglichen unter einen Hut zu bringen und obendrein diejenigen beim Planungsprozess zu beteiligen, die es direkt angeht.

 

Auf der Elbinsel hier in Wilhelmsburg und auf der Veddel geschieht genau das, und die Veränderungen haben wahrhaft historische Ausmaße.

 

Das Gefühl, hier ein wenig vernachlässigt worden zu sein, gehört damit hoffentlich bald der Vergangenheit an.

 

Das öffentliche und private Investitionsvolumen seit 2007 in Wilhelmsburg, auf der Veddel und im Harburger Binnenhafen beträgt mehr als eine Milliarde Euro für die IBA, die demnächst eröffnete Internationale Gartenschau, den Städtebau, den S-Bahnhof, für den Energieberg, den Weltgewerbehof, die Veringhöfe und Vieles mehr. Wilhelmsburg, Veddel und Harburger Binnenhafen sind damit absoluter Spitzenreiter: In keinem Stadtteil mit Ausnahme der neu geschaffenen HafenCity wurde in den vergangen Jahren mehr investiert.

 

Neben den neuen Wohnungen entstehen 90.500 m² neue Büro- und Dienstleistungsflächen, mehr als 70 Hektar an zusätzlichen Frei- und Grünflächen, dazu 100 Hektar gestalteter Fläche der Internationalen Gartenschau, umgeben von mehr als zweieinhalb Kilometern neuer Wasserwege.

 

Zehn neue Bildungseinrichtungen, davon fünf Bildungszentren, bereichern den Stadtteil, zwei neue Senioren-Einrichtungen mit interkulturellem Schwerpunkt, ein Studentenwohnheim, zwei Kindertagesstätten, ein Zentrum für Künstler und Kreative sowie eine Sport-, Schwimm- und Kletterhalle, Brücken, Fährverbindungen, Rad- und Wanderwege. Und am Berta-Kröger-Platz ist ein Einzelhandelszentrum, Am Veringhof der erste Supermarkt auf der Elbinsel entstanden. All das begleitet von vielfältigen Beteiligungsverfahren.

 

 

Meine Damen und Herren,

 

die Elbinsel ist im Umbruch begriffen, die Stimmung hellt sich auf. Der Schwung, der von der Internationalen Bauausstellung und auch der Gartenschau ausgeht, ist kein Strohfeuer.

 

Nie zuvor wurde ein vergleichbares Zukunfts­konzept für ein großstädtisches Quartier erarbeitet, in dem auf vergleichbare Weise ein riesiges Investitionsvolumen und ein ganzheitlicher Entwicklungsansatz weit über das Jahr 2013 hinaus zusammenfließen.

Ganzheitlich heißt: Es geht nicht nur um Arbeit oder allein um Verkehr und Infrastruktur, nicht bloß um Wohnungsbau oder um gute Bildungs­einrichtungen, um Kultur- oder Freizeitangebote. Es geht um alles zusammen.

 

Unser Bestreben ist es, Wilhelmsburg und die Veddel mehr als bisher zu einem lebens- und liebenswerten Stadtteil zu machen, dass alle in ihrer Vielfalt Platz finden und das Viertel attraktiv weiterentwickelt wird im Sinne derer, die schon da sind und für die, die herkommen wollen aber es vielleicht noch gar nicht wissen.

 

Das immense Interesse internationaler Fachleute an der IBA in Hamburg ist deutlich zu spüren, und ich freue mich, dass auch Stimmen dazugehören wie die von Professor Richard Sennet, dem ich gleich das Mikrofon überlasse.

 

Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg danke ich allen Beteiligten der Internationalen Bauausstellung Hamburg 2013 für ihr jahrelanges, leidenschaftliches Engagement. Ich wünsche der IBA ein reges Besucherinteresse und uns allen weiterhin fruchtbare Diskussionen über die Zukunft der Metropolen von morgen.

 

Es gilt das gesprochene Wort.