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04.07.2011

Rede zur Eröffnung der Journalistenschule der Bauer Media Group

 

Sehr geehrte Familie Bauer,

sehr geehrter Herr Professor Scholl-Latour,

sehr geehrte Journalistenschülerinnen und -schüler,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

zum Journalisten ausgebildet zu werden, heißt: einen der begehrtesten, schwierigsten und mit Recht attraktivsten Berufe zu erlernen, die es gibt. Wer sich in diesem Beruf zurechtfindet, hat buchstäblich die Welt auf dem Schirm. Journalistenschüler bei Bauer haben sogar die Welt der Wunder auf einen Blick. 


Und wer in diesem Beruf gut ist, der oder die hat sehr wahrscheinlich eine profunde Ausbildung genossen. Das gilt unverändert auch im Zeitalter des Internet und der Social Media, die grundsätzlich jeden zum Publizisten machen. Was für die Demokratie, für die Zivilgesellschaft große Chancen bedeutet und einige Risiken.


Der Unterschied zwischen talentierten Autodidakten und gut ausgebildeten Journalisten wird ein Unterschied bleiben. Der Medienstadt Hamburg ist Journalistenausbildung auf hohem Niveau ein wichtiges Anliegen. Dafür stehen viele qualitativ hochwertige Angebote, die sich hier etabliert haben.


Dass Sie mit der Bauer Media Academy nun eine weitere, in diesem Fall verlagseigene Journalistenschule in Hamburg einrichten, deren ersten Teilnehmerjahrgang wir heute hier über den Dächern des Kontorviertels begrüßen, kann mir als Bürgermeister der Medienstadt Hamburg nur willkommen sein.

 

Die Bauer Media Group ist auch wenn sie damals noch nicht so hieß ein ur-hamburgisches Unternehmen. Von Rothenburgsort, dem später so schwer getroffenen Stadtteil, zog Alfred Bauer vor beinah neunzig Jahren zum heutigen Standort. Es folgten wirtschaftlich bessere und schlechtere, dann wieder sehr erfolgreiche Zeiten. Mit Staunen habe ich bei der Vorbereitung auf heute Abend gelernt, dass der Druck der Hamburger Lohnsteuerabzugstabelle beim Neubeginn 1946 zum ersten Bestseller wurde und dem Verlag aus dem Gröbsten herausgeholfen hat. Kreatives Aufspüren von Marktchancen, auch Marktnischen, ist immer ein besonderes Kennzeichen dieser Branche gewesen.

 


Meine Damen und Herren,

 

Hamburg ist die Verlags- und Medienstadt Deutschlands und will seine Stellung weiter ausbauen. Längst geht der Anspruch weit über die Printmedien hinaus. Nirgendwo in Deutschland ist die Medienwirtschaft so breit aufgestellt wie in Hamburg. Besser als anderswo können wir hier in der Stadt die Zukunft einer Medienwelt entwickeln, in der vieles in Bewegung ist.


Die Medien- und IT-Branche steht aufgrund der Digitalisierung und der stetig fortschreitenden Medienkonvergenz vor immer neuen technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Heraus­forderungen.

 

Wer sich jetzt für den Journalistenberuf entscheidet, hat ja einen großen Startvorteil: den souveränen Umgang mit Arbeitsmitteln, mit Kommunikations- und Recherchemöglichkeiten sich nicht erst mühsam aneignen zu müssen. Denn er oder sie ist mit den digitalen Medien aufgewachsen, kennt wahrscheinlich die wichtigsten Content-Management-Systeme und ist ohnehin rund um die Uhr online.

 

Aber auch für die Mediennutzer und nicht nur für die jüngeren werden die Veränderungen zunehmend erkennbar, beispielsweise durch die zunehmende Verlagerung der Angebote in den Online-Bereich, durch innovative, portable Medienangebote und hybride Medienformen, die verschiedene Verbreitungswege miteinander verschmelzen.

 

Darauf müssen oder dürfen sich alle einstellen und der traditionelle Zeitungs- und Zeitschriftenleser den es ja noch gibt ist nur noch eine, tendenziell kleiner werdende, Zielgruppe.

 

Die zentrale strategische Herausforderung der Medienpolitik des neuen Senats ist es, im wohlverstandenen eigenen Interesse Hamburgs die wirtschaftliche Stellung der Medien sowie das Wachstum des MIT-Clusters zu fördern, die Nachwuchsentwicklung zu sichern und einen vernünftigen Regulierungsrahmen zu garantieren. Wir wollen eine Medien-Standortpolitik machen, die auch inhaltlich die Branchenentwicklung aktiv begleitet. 

 

Mit Blick auf die Bedeutung dieser Aufgabe hat der Senat entschieden, die Medienpolitik in einem neuen Amt Medien in der Senatskanzlei zu bündeln und in den Kompetenzbereich des ersten Bürgermeisters zu holen. Die Hamburger Medienwirtschaft wird dadurch künftig die politische Wahrnehmung erfahren, die sie zu Recht erwartet.

 

 

Meine Damen und Herren,


es gibt noch einen Aspekt, der über die Medienbranche hinaus von Bedeutung ist. Wir stellen fest, dass sich der Markt für die Berufsausbildung umgekehrt hat. Betriebe müssen sich wieder mehr anstrengen, gute Bewerber für sich zu gewinnen, sie können bei den jungen Leuten nicht mehr aus dem Vollen schöpfen. Dass Bauer jetzt mit einer eigenen Schule an den Markt geht, ist sicher auch darauf eine Antwort. Sie beweist Verantwortung für die langfristige Entwicklung des Unternehmens.  

 

Mit einer eigenen Schule übernehmen Sie natürlich auch Verantwortung für die Qualität der Ausbildung über ihr Unternehmen hinaus.


Die Bauer Academy will beweisen, dass sie mehr und besseres zu leisten imstande ist, als der klassische Lauf durch die Redaktionen.

Andere große Verlagsschulen sind Vorbild dafür.

 

Wenn es aber das Ziel des Unternehmens ist wie Sie schreiben , die Inhalte der journalistischen Ausbildung zukünftig noch stärker an den Bedürfnissen des Hauses auszurichten, dann gehe ich natürlich davon aus, dass zu diesen Bedürfnissen auch die Stärkung des Journalismus als unabhängige, universell qualifizierte vierte Gewalt gehört.

 

Dass Sie zur Befriedigung dieses Bedürfnisses weiterhin mit der hiesigen Akademie für Publizistik zusammenarbeiten wollen, begrüße ich deshalb ausdrücklich.

 

Mit Journalismus kann und muss Geld verdient werden. Zugleich aber brauchen wir Journalismus zur Herstellung einer funktionierenden gesellschaftlichen Öffentlichkeit.

Wir haben nichts von einem Journalismus, der nur dem Profit dient. Und wir haben auch nichts von einem Journalismus, der sich nicht darum kümmert, ob er gekauft und gelesen wird.

 

Wenn wir es klug anstellen, dann stützen sich Gewinnerwartung und journalistisches Ethos gegenseitig, weil der Drang zum Profit dafür sorgt, dass wichtige Inhalte so aufbereitet werden, dass sie auch ein (zahlendes) Publikum finden. Das ist die List der Vernunft in einem privatwirtschaftlichen und damit freien Mediensystem.

 

 

Meine Damen und Herren,

 

gute Ausbildung, die dieses Spannungsfeld auszutarieren weiß, richtet sich nicht so sehr an kurzfristiger Verwertbarkeit, sondern an solider, langfristig tragfähiger Qualität aus.

Wenn sich die Bauer Academy diesem Ziel verpflichtet, dann wird sie eine wirkliche Bereicherung am Medienstandort Hamburg sein.

 

Erlauben Sie mir noch einige Sätze direkt an die heutigen Hauptpersonen. Für Sie als angehende Journalisten steht die Sorge um die wirtschaftliche Bedeutung der Medien- und IT-Branche für die Stadt Hamburg nicht ganz oben auf der Agenda. Soll sie auch nicht. Ihre Aufgaben sind andere. Sie streben nach einem attraktiven Beruf und hoffen, dauerhaft im Journalismus unterzukommen.

 

Mit diesem Berufswunsch laden Sie aber auch hohe Verantwortung auf sich. Als Journalistinnen und Journalisten bestimmen sie maßgeblich mit, welches Bild unsere Gesellschaft von sich selbst und ihren Belangen gespiegelt bekommt. Das ist eine Aufgabe, die Augenmaß und Verantwortung erfordert.

 

Mein Appell an Sie: Nehmen Sie Ihren Beruf und Ihre Verantwortung ernst! Qualitätsjournalismus braucht auch die Zeit zur Reflexion, zu deutsch: zum Nachdenken und Einordnen. Ich wünsche mir Journalisten, die das Visier aufklappen, sich auf die Dinge einlassen und sich ihre Meinung am Ende der Recherche bilden.

 

 

Meine Damen und Herren,

 

das ist auch aber beileibe nicht nur auf politischen Journalismus gemünzt.

Wenn sich eine Gesellschaft im Journalismus selbst begegnet, dann gilt das für alle Presserzeugnisse. Zu unserer Gesellschaft gehören Neue Post und Bravo genauso wie Zeit und Spiegel. Mediadaten zeigen, dass jeder zweite Deutsche eine Zeitschrift aus der Bauer Media Group liest. Das bedeutet: Ihre Titel bestimmen mit, welches Bild unsere Gesellschaft von sich selbst bekommt. Nehmen Sie diese Verantwortung nicht leicht.


Ich wünsche der Bauer Media Academy ein erfolgreiches Wirken in Hamburg und den Absolventinnen und Absolventen eine erfreuliche berufliche Zukunft.

Und ich verspreche: Hamburg hat die Medien auf dem Schirm. Vielen Dank.