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21.09.2011

Rede zur Eröffnung des Reeperbahnfestivals

 

Sehr geehrter Herr Schulz,

sehr geehrter Herr Marceau,

sehr geehrter Herr Otto,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

willkommen auf der Reeperbahn, der lebendigsten Meile der Stadt. Denn genau das wird die Reeperbahn in den kommenden drei Tagen und Nächten noch mehr als ohnehin schon jeden Abend sein: voller Musikbegeisterter, die tanzen und diskutieren, die über die Zukunft der Kreativwirtschaft nachdenken und bis zum Morgen feiern.

 

Die Reeperbahn ist in vielerlei Hinsicht in Bewegung, aber heute auf eine ganz besonders schöne und anregende Weise: Das größte Clubfestival Deutschlands verwandelt St. Pauli in ein fröhliches Versuchslabor und ein ernsthaftes Zukunftsforum. 

 

Indie, Elektro, Brass, Singer-Songwriter: Wer, wie ich, mit Jazz, Leonhard Cohen und ab und an auch Klassischer Musik aufgewachsen ist, genießt die vielen Stile, die unerschrocken aus dem musikalischen Fundus dieser Welt schöpfen, um das Eigene zu finden.

 

Was mich aber noch mehr beeindruckt, ist die Lust am Original, die einen beim Reeperbahnfestival geradezu anspringt. Allen Kulturpessimisten zum Trotz, hat die Verfügbarkeit der Musik immer und überall aus den Zuhörern keine einsamen Stubenhocker gemacht.

 

Fast kommt es mir vor, als habe der Rückzug der Schallplatte und der Vormarsch von Internet und digitalem Speicher sogar ihr Gegenteil befördert: Live-Musik ist gefragter denn je. Die tatsächliche Begegnung mit Musikern, sie an ihren Instrumenten zu erleben, das Miteinander tanzen das  scheinen Grundbedürfnisse von uns zu sein.

 

Mit dem Reeperbahn Festival, das nun schon zum sechsten Mal stattfindet, setzt St. Pauli auf überzeugende Weise eine musikalische Tradition fort, die einst mit den Beatles einen Höhepunkt erreichte.

 

Und: Wer weiß, welche Namen wir uns nach diesen drei Tagen werden merken müssen? Auch wenn sie nicht gleich Weltklang haben das ist nicht entscheidend.

Wichtig ist, dass wir überrascht werden. Dass da Etwas wachsen kann, aus sich heraus, aber nicht schutzlos.

 

Es muss ja nicht so kommen, wie Christiane Rösinger singt, die in den Fliegenden Bauten auftreten wird: 

 

Das Wahre, Gute, Schöne,

ach, es wird ja nicht belohnt.

Plattheit siegt und stumpf ist Trumpf.

Das ist man schon gewohnt.

 

Hamburg soll und wird uns musikalisch weiterhin überraschen. Die Stadt hat - heute wie zur Zeit der Beatles eine vitale Live-Musik-Szene. Diese Szene bereichert das Leben das ganze Jahr über und Manche kommen ihretwegen von weither angereist.

 

Die neue Clubstiftung Hamburg soll helfen, diesen Reichtum zu erhalten und zu mehren. Deshalb wird die Stiftung einzelne Projekte der Hamburger Live-Musik-Clubs finanziell unterstützen.

 

Kulturpolitik? Stadtentwicklung? Wirtschaftsförderung? Man kann das Eine nicht ohne die Anderen betrachten. 

 

Die Vorfreude auf die kommenden Tage täuscht nicht über die Aufgaben und Fragen hinweg, welche die Musikbranche bewältigen bzw. beantworten muss. Sei es der Strukturwandel in der Musikwirtschaft durch die Digitalisierung, das nach wie vor bedrohliche Ausmaß der illegalen Downloads, die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle oder auch all die Fragen rund um einen zeitgemäßen Urheberschutzrecht.

 

Der Reeperbahn Campus hat sich seit 2009 als Branchenplattform für die Musik- und Kreativwirtschaft etabliert. Er bietet Gelegenheit für Austausch und Vernetzung.

 

Die künstlerische Fülle, die uns heute hier umgibt, wird nur erhalten bleiben, wenn Künstler und Unternehmen Wege finden, mit neuen, auch digitalen Geschäftsmodellen Geld zu verdienen. Wenn es ihnen gelingt, der Umsonst-Mentalität, die das Internet befördert hat, Einhalt zu gebieten, so dass Urheber wie Verwerter von ihrer Arbeit leben können.

 

Und nun sage ich: Mach-mal-lauter. Nicht, nur, weil  eine Veranstaltung auf dem Reeperbahn Festival so heißt, auf der Nachwuchs-Musiker renommierten Managern ihre Songs vorstellen können.

 

Mach-mal-lauter möchte ich  Allen sagen, die hier musikalisch ihr Bestes geben. Hin und wieder muss es im Leben auch mal laut sein, damit wir es spüren.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

 

freuen Sie sich mit mir auf anregende Diskussionen und musikalische Überraschungen.

Lassen Sie sich mitreißen beim Reeperbahn Festival 2011.

 

Vielen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort