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20.11.2012

Senatsempfang anlässlich der Verleihung des Hamburgischen Stifterpreises


Sehr geehrter Herr Dr. Verstl,

sehr geehrte Stiftungsvertreterinnen und Stiftungsvertreter,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

wir leben in glücklichen Zeiten. Sollten an dieser Stelle bei dem einen oder anderen unter Ihnen Zweifel aufkeimen, dann möchte ich Sie an den Alltag unserer Vorfahren erinnern: Aus heiterem Himmel konnten Krankheitsepidemien einst durchaus Tausende Todesopfer fordern, wie beispielsweise die Schweißsucht, die 1521, 1526 und 1529 furchtbar in Hamburg wütete.

 

Die Versorgung mit studierten Ärzten war mehr als unzureichend. In Hamburg gab es zu Beginn des 17. Jahrhunderts gerade einmal sechs Ärzte unterstützt von lediglich drei Apothekern.

 

Das heute viel beschworene soziale Netz bestand nach der Reformation vornehmlich aus gemeinnützigen Stiftungen. Sie kümmerten sich um die Errichtung von Armenhäusern und kostenlosen Wohnungen. So entstand 1604 ein erstes Waisenhaus und mit dem Pesthaus ein früher Vorläufer der Allgemeinen Krankenhäuser.

 

Den Hamburger Stiftungen haben wir also schon seit Jahrhunderten viel zu verdanken, und ich freue mich sehr, Sie zur Verleihung des Hamburgischen Stifterpreises 2012 im Großen Festsaal des Rathauses begrüßen zu dürfen.

 

Der Hamburgische Stifterpreis wird bereits zum vierten Mal durch die Freie und Hansestadt Hamburg und die Gesellschaft Harmonie von 1789 e. V. vergeben. Mit diesem Preis zeichnen wir Stiftungen aus dem Kreise der in Hamburg ansässigen Stiftungen aus, die sich auf kulturellem, sozialem oder anderem Gebiet beispielhaft um die Belange des Gemeinwohls verdient gemacht haben.

 

Der Preis richtet sich dabei insbesondere an junge, aber bereits einige Jahre aktive Stiftungen, deren sicht- und greifbare Erfolge prämiiert werden sollen. Der Hamburgische Stifterpreis ist, wie Sie vielleicht wissen, mit insgesamt 15.000 Euro dotiert. Zusätzlich erhalten die Preisträgerinnen die Möglichkeit einer kostenlosen Beratung durch qualifizierte Mitglieder der Harmonie.

 

Mit der heutigen Feier wollen wir aber nicht nur die Stiftungen ehren und würdigen, die dieses Jahr Preisträgerinnen sind, sondern alle gemeinnützigen Hamburger Stiftungen. Hamburg gilt nicht ohne Grund als Stiftungshauptstadt. Mittlerweile gibt es in unserer Stadt mehr als 1.200 Stiftungen, die sich den gesellschaftlichen Aufgaben unserer Zeit widmen ein Pesthaus gehört glücklicherweise nicht mehr dazu.

 

1.200 Stiftungen, das bedeutet mehr als 1.200 Ideen und Projekte. Hinter dieser großen Anzahl an Stiftungen stehen Tausende, die mit viel Geld und großem Engagement Gutes bewirken. Die bereit sind, von ihrem Vermögen, von ihrer Zeit, von ihrem Ideenreichtum, von ihrer Fülle etwas abzugeben.

 

Die Hamburger Stiftungen bereichern damit auf unbezahlbare Weise das kulturelle, das soziale, das wissenschaftliche, das wirtschaftliche und das sportliche Leben unserer Stadt.

 

Ich möchte an dieser Stelle allen Stifterinnen und Stiftern sowie allen in den Hamburger Stiftungen Aktiven für ihr herausragendes Engagement danken. Ohne Sie wäre Hamburg ärmer!

 

Um den diesjährigen Stifterpreis haben sich zahlreiche Hamburger Stiftungen beworben. Es ist unmöglich, sie alle hier mit ihrem Namen und Aufgaben aufzuzählen. Jede Stiftung ist einzigartig: in ihrer konkreten Ausprägung, vor allem aber natürlich in den Themen, mit denen sich die Stiftung befasst. Die Themen und Aufgabenfelder wiederum sind so vielfältig und lebendig wie unsere Gesellschaft. Jede Stiftung spiegelt damit die Individualität derjenigen wider, die sie ins Leben gerufen haben.

 

Lassen Sie mich darum nur beispielhaft einige Stiftungszwecke und Projekte der Bewerber nennen. Darunter sind  

 

  • die Förderung und Unterstützung von Kindern aus sozial benachteiligten Familien;

 

  • die Unterstützung junger Künstler und der Erhalt von Straßenkunst;

 

  • die Stärkung von Frauen- und Mädchenrechten;

 

  • die Unterstützung von Wissenschaft und Forschung;

 

  • die Erforschung seltener Krankheiten;

 

  • Hilfe für Familien mit behinderten Kindern;

 

  • die Errichtung und der Betrieb kultureller Stadtteileinrichtungen;

 

  • die Förderung besonders begabter Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten;

 

  • Angebote von Lesepatenschaften; 

 

  • die Anschaffung einer neuen Orgel für eine Hamburger Kirche;

 

  • Patenschaften für Kinder aus armen Familien

 

und sehr viele interessante Projekte mehr.

 

Eine schwierige Aufgabe für das Kuratorium des Stifterpreises, aus dieser Fülle die drei diesjährigen Preisträger zu ermitteln.

 

In die Endrunde geschafft hat es zum einen die Georg-Koch-Stiftung. Sie widmet sich der Unterhaltung und dem Betrieb eines Kinderheims in Timmendorf. Dort können bis zu 14 Kinder aus sozial schwachen Familien gemeinsam mit zwei Betreuern einen kostenlosen Urlaub verbringen. Pro Jahr verbringen ca. 320 Kinder dort eine Ferienzeit von ein bis zwei Wochen, die meisten kommen aus Förderschulen oder Kindertagesheimen in sozialen Brennpunkten.

 

Ziel ist es insbesondere, den Kindern ein Familiengefühl zu vermitteln. So werden Einkäufe gemeinsam getätigt und auch die Mahlzeiten werden von allen zubereitet. Für viele Kinder ist es die einzige Möglichkeit eines Familienurlaubs.

 

Ebenfalls in die Endrunde geschafft hat es die Hermann-Rauhe-Stiftung, die sich die Förderung von innovativen Ansätzen von Kultur und Management zum Ziel gesetzt.

Die Stiftung hat sich mit ihrem größten operativen Projekt, der Freikarte, um den Stifterpreis beworben. Die Idee hatten fünf Studierende des Instituts: In Kooperation mit der ZEIT-Stiftung und den Hochschulen erhielten im vergangenen Wintersemester 20.000 Erstsemester-Studierende eine drei Monate gültige Freikarte für 14 Hamburger Museen und zehn Theater. Die Aktion bleibt nicht ohne Wirkung: Fast drei Viertel der Nutzer gaben zuletzt an, die Institutionen auch ohne die Freikarte wieder besuchen zu wollen.

 

Die drei Buchstaben NCL des dritten Endrunden-Kandidaten, der National Contest for Life-Stiftung, stehen für eine seltene Stoffwechselkrankheit, die Neuronale Ceroid-Lipofuszinose, deren Erforschung den Stiftungszweck bildet. Die Krankheit führt bei Kindern ab sechs Jahren durch Absterben von Hirnzellen von der Erblindung über geistige Ausfälle zum Tod. Forschung in diesem Bereich findet durch Pharmafirmen nicht statt, weil die geringen Fallzahlen keinen finanziellen Anreiz bieten. Die Stiftung initiiert und bezahlt Forschungsvorhaben in der ganzen Welt, hat in den vergangenen zehn Jahren rund 1,8 Millionen Euro Forschungsgelder mobilisiert, eine internationale Vernetzung erreicht und Hamburg als Forschungsstandort gestärkt.

 

Ebenfalls in die Endrunde hat es die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung geschafft. Sie existiert seit 105 Jahren und fördert die Wissenschaften und deren Pflege und Verbreitung in Hamburg. Außer der Unterstützung der Grundlagenforschung geschieht das durch zahlreiche Projekte, Veranstaltungen, Publikationen und die Vergabe von Wissenschafts-Förderpreisen.

 

Die fünfte und letzte Stiftung, die in der Endauswahl stand, ist die Stiftung Mittagskinder. Sie bietet Kindern aus sozial schwachen Familien bessere Chancen für ihren Lebensweg, indem sie qualitativ hochwertig betreut werden. Mit drei

Schwerpunkten: Zum einen sollen die Kinder einen geregelten Alltag mit guten sozialen Beziehungen und Verbindlichkeiten erfahren. Zum anderen werden sie bei den Hausaufgaben begleitet, beim Lernen auch in Ferienzeiten und in Mitmachlaboren sowie beim betreuten Umgang mit dem Computer. Mit Erfolg: Einige der Kinder haben bereits die Gymnasialempfehlung erhalten. Als dritter Punkt kommt die Gesundheitserziehung dazu von der Zahnpflege bis zur richtigen Ernährung.

 

Meine Damen und Herren,

 


die Politik setzt die Rahmenbedingungen für die Entfaltung des Einzelnen und der Gemeinschaft. Eine funktionierende Gesellschaft braucht darüber hinaus den Geist des Miteinanders und Füreinanderdaseins. Es braucht praktisches Tun, Idealismus, Zeit und Geld.

 

Die fünf Stiftungen, die für den diesjährigen Hamburgischen Stifterpreis nominiert sind, zeigen das beispielhaft. Wir können dankbar und stolz darauf sein, dass sie und viele andere Stiftungen ihre Heimat in Hamburg haben und unsere Stadt auf so vielfältige Weise bereichern.

 

Bevor wir nun gleich zur Preisverleihung kommen, möchte ich das Wort an Herrn Dr. Verstl von der Gesellschaft Harmonie von 1789 e. V. übergeben.

 

Vielen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.