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06.09.2013

Senatsfrühstück zum 85. Geburtstag von Dr. Klaus von Dohnanyi

Senatsfrühstück zum 85. Geburtstag von Dr. Klaus von Dohnanyi

 

 

 

Sehr geehrter Herr Dr. von Dohnanyi,
sehr geehrte Frau Präsidentin,
meine sehr geehrten Damen und  Herren,

wir schreiben das Jahr 1974 So zum Beispiel könnte ich anfangen, wäre dies eine längere Festrede und die Bundestagswahl noch fern.

Die rückt aber näher und kein anderer als der heutige Ehrengast ist mit verantwortlich dafür zumindest indirekt , dass heute die Sonntagsfrage sogar zwischen Vorspeise und Hauptgang erwähnt sein will.

Es ist bekannt, dass Sie, lieber Klaus von Dohnanyi, einst Chef und Abteilungsleiter bei Infratest, selbst nicht immer erfreut über die spätere Entwicklung waren. Was hilft es? Schopenhauer hat bereits gewarnt, dass wir oft auf Dinge hinarbeiten, welche, wenn endlich erlangt, uns nicht mehr angemessen sind.

Damit könnte er auf voraus schauende, schnell denkende und entschlossen handelnde Personen angespielt haben, deren Ideen oft erst Mainstream werden, wenn sie selbst schon längst die nächsten Schritte getan haben. Vielleicht  kann man Klaus von Dohnanyi wenn überhaupt am ehesten dieser Kategorie zuordnen.

Aber nicht nur. Denn ein Bildungsminister, der schulpolitisch den meisten voraus war, den Konservativen sowieso und den 68ern allemal; ein Politiker mit solidem Wissenschafts- und Wirtschaftshintergrund, der in diesem Amt den Ehrgeiz hatte, Zitat, Markierungspunkte für die berufliche Bildung zu setzen und es auch getan hat ;

ein Vorbereiter darf man sagen: Einfädler? der ersten Großen Koalition im Bund; ein Zeitgenosse und Mitstreiter manchmal konnte man das Mit- weglassen der Schmidt, Bahr, Vogel oder Eppler;

der, und hier mache ich eine Zäsur vor dem Kapitel Hamburg, hätte nicht auf all diesen Gebieten reüssieren können, ohne dass da noch mehr und noch anderes gewesen wäre.

Stop and take the time to smell the roses, das ist von keinem berühmten deutschen Philosophen, sondern von Ringo Starr, und zu dem Satz in diesem Fall waren Bilder zu betrachten gibt es eine Geschichte. Und ich bin endlich im Jahr 1974.
In dem Jahr muss es gewesen sein, dass eine Jubiläumsrede im Wallraf Richartz Museum in Köln der großen deutschen Gemäldegalerie zu halten war. Und kein Thema soll dem Redner Klaus von Dohnanyi, als Redner weithin gerühmt, auch später in Hamburg und bis heute kein Thema soll ihn so gepackt, ihm mehr Spaß gemacht haben, und keiner Rede sei mehr Zeit gewidmet und Feinschliff zuteil geworden. Erzählt einer (Joachim Wagner), der mit feinschleifen durfte.

Dieser Anlass, oder besser diese großartige Bildersammlung war nämlich eine der roses, für die der Kunstliebhaber Klaus von Dohnanyi Zeit haben wollte. Auch 1974, und wir erinnern uns lebhaft an die politischen Höhen und Tiefen jenes Jahres, auch für den Bildungsminister, dessen Karriere in dieser Funktion beendet war.

Sieben Jahre später: Jeder versucht, seinen Teil dazu zu tun ich versuche, den meinen zu leisten. Zitat Klaus von Dohnanyi: Recht nüchtern umschrieb er, der später die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte gründen, noch später Gründungskommissar der Bucerius Law School  sein würde, seine Aufgabe als Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg.

Große Veränderungen in Europa standen erst noch bevor, aber in unserer Stadt wetterleuchtete es. Der Blick zurück lohnt, gerade weil sich aus heutiger Sicht manches erledigt hat, um das in den 1980ern so leidenschaftlich diskutiert wurde:

Können Rot und Grün miteinander, grundsätzlich und überhaupt? Eine zunächst für die meisten Mitglieder und Anhänger beider Parteien haarsträubende Vorstellung, über die dann sehr bald nach der Bürgerschaftswahl 1982 ernsthaft nachgedacht sein wollte.
Darf der Staat im Rahmen einer Volkszählung fragen, mit welchem Verkehrsmittel seine Bürger zur Arbeit fahren? Oder ist das Ausforschung?

Brauchen wir eine atomwaffenfreie Zone Eimsbüttel?

Kein Grund zum Lästern. Vieles trieb die Politik damals um, in Hamburg und überall, woran wir uns heute unter neuen Vorzeichen genau so schwer abzuarbeiten haben. Einige Leitmotive:

  • vom Anti-Atom-Streit zur Energiewende
  • von den besetzten Hafenstraßenhäusern zu einer weitsichtigen Wohnungs(bau)politik
  • von der Stadt, die gerade pleite geht Klaus von Dohnanyi nach monatelangem Aktenstudium am Ende des Sommers 1981 zur optimistischen, wachsenden, wirtschaftlich diversifizierten Ankunftsstadt, deren Zukunft wir jetzt zu planen versuchen.


Und zu deren Entwicklung unser heutiger Frühstücksgast unschätzbar beigetragen hat durch das, was als standortpolitisches Denken und Handeln nicht nur Freunde hatte, auch nicht in der eigenen Partei. Sein damaliges Credo, und ich bin sicher, es gilt unverändert, Zitat:

Ich glaube nicht an die Unregierbarkeit der Städte, sondern an die Notwendigkeit effektiver und leistungsfähiger politischer Systeme.

Die sich könnte man hinzufügen immer aufs Neue im Alltag bewähren müssen. Und weil das so ist, macht er übrigens doch Sinn, der Wahlkampf-Rundlauf, der jetzt wieder einem Finale zustrebt, zwischen Politikern, Wählern und Medien, darunter nicht zuletzt Werbeagenturen und Demoskopen mit der Sonntagsfrage.

Ich freue mich, dass Sie als Elder Statesman das auch so oder vielleicht anders sehen, und bin sicher, Sie werden diese Wahl nicht ohne Distanz und nicht ohne Interesse verfolgen.

 

Es gilt das gesprochene Wort.