arrow-left arrow-right nav-arrow Login close contrast download easy-language Facebook Instagram Telegram logo-spe-klein Mail Menue Minus Plus print Search Sound target-blank X YouTube
Inhaltsbereich

Detail

04.09.2013

Siemens Zukunftsdialog

 

 

 

Sehr geehrter Herr Westhagemann,
sehr geehrter Herr Siegers,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

wenn wir über das Thema Zukunft reden, haben wir es mit einem Thema voller Widersprüche zu tun. William Somerset Maugham hat es so auf den Punkt gebracht:

Zukunft ist etwas, das die meisten Menschen erst lieben, wenn es Vergangenheit geworden ist.

Lehre Nr. 1 wäre also: Die Zukunft ist nicht bei allen beliebt.
Aber es wird noch komplizierter. Ich zitiere Matthias Horx und hoffe, ich nehme nichts aus seiner Rede vorweg. Aber dies hier hat er schon Anfang des Jahres in einem Interview gesagt:

Man kann eigentlich gar nicht über Zukunft sprechen. Wenn man über Zukunft sprechen möchte, kommentiert man eigentlich immer die Gegenwart.

Lehre Nr. 2 wäre folglich: Schieben wir das Thema Zukunft doch weiter vor uns her.

Und es kommt noch dicker. Herr Horx hat außerdem gesagt:

Immer wenn sich etwas verändert, bleibt auch eine ganze Menge gleich. Er hat hinzu gefügt: Das Verkehrsmittel mit der stärksten Zuwachsrate sei das Fahrrad. Und es stimmt!

Daraus würde dann als Lehre Nr. 3 folgen, und das wäre verlockend: Ich rede 15 Minuten über Radwege und Fahrräder, unter besonderer Berücksichtigung Windstrom getriebener E-Bikes.

Verlockend ist das übrigens, weil wir hier in Hamburg gerade heute eine Behörden übergreifende Fahrradwerkstatt eröffnet haben, um diesem Verkehrsmittel mehr und bessere Wege zu bahnen. Ihm gehört ja tatsächlich ein wichtiger Teil der Verkehrs-Zukunft in der Stadt, das weiß ich nicht nur als Radler. Insofern ist das ein ganz aktueller Impuls des Hamburger Senats.

Meine Damen und Herren,
und weil die Zukunft absehbar auch schnelle Entschlüsse und Improvisation von uns verlangen wird, bleibe ich gleich bei diesem Thema, obwohl es eigentlich weiter unten dran wäre:
Die Zukunft gehört einem nein, sie gehört mehreren, miteinander kommunizierenden, modernen öffentlichen Verkehrssystemen.

Unsere Städte sind dabei, sich auf eine andere Nutzung des Autos vorzubereiten, den öffentlichen Verkehr neu zu entdecken, zum Teil sogar neu zu erfinden. Die große, mit der Welt verbundene Stadt Hamburg mit der Welt verbunden auf Straßen und Schienen, Wasser- und Luftwegen kann da nicht abseits stehen, gerade weil sie den Wirtschaftsverkehr am Funktionieren halten muss. Für die Einwohner geht es darum, dass der Übergang von Bahn zu Bus, zu Stadtrad oder eigenem Rad, zum Carsharing-Angebot, zum Elektro-Auto flächendeckend funktioniert.

Das entspricht auch den Bedürfnissen der Großstadtbewohner. Die Umfrage einer großen Hamburger Tageszeitung hat kürzlich ergeben, dass eine knappe Mehrheit der Befragten, 51 Prozent, dafür wäre, die Innenstadt für private Autos zu sperren. Immerhin 41 Prozent können sich vorstellen, dauerhaft mit Freunden oder Nachbarn ein Auto zu teilen.

Ich persönlich halte Radikallösungen wie die erstgenannte für nicht praktikabel, und bei Aussagen wie der letzteren klaffen meistens noch Lücken zwischen Wollen und tun. Aber fest steht, dass wir uns auf Veränderungen einstellen und manche davon vorantreiben müssen.

So werden wir das vorhandene Bussystem zu einem hochmodernen weiter entwickeln. Wir werden Kapazitäten erhöhen, weitere Busspuren und Vorrangschaltungen an Ampeln einrichten, zusätzliche Busse anschaffen. Ein Schritt ist das Busbeschleunigungsprogramm, mit dem wir die hoch belasteten MetroBus-Linien stärker und verlässlicher machen. Und vor allem die Kapazitäten ausbauen. Die U 4 wird über die HafenCity hinaus bis zu den Elbbrücken verlängert, die S 4 als S-Bahn Richtung Ahrensburg / Bad Oldesloe geplant.

Ab 2020 schaffen wir nur noch emissionsfreie Busse an. Und mit denen ergeben sich neue Perspektiven. Mit Wasserstoff angetriebene Brennstoffzellenbusse, zum Beispiel, wie sie die Hochbahn in Hamburg schon einsetzt, sind nicht nur leiser und bequemer, sie können auch an anderen Orten fahren als die bisherigen. Durch Gebäude zum Beispiel. Sie können Unterführungen nutzen ohne aufwendige Abgasentsorgungsprobleme.

Aber das A und O ist, wie gesagt wenn auch noch nicht mit diesem Wort , dass wir unsere öffentlichen Verkehrsangebote intermodal organisieren. Das heißt, dass jedes Reiseziel spontan und unkompliziert mit verschiedenen ineinander greifenden Verkehrsmitteln erreicht werden kann. Bis zu den 2020er Jahren wird uns das gelingen.

Und indem wir die Elektromobilität forcieren eben habe ich sie eher scherzhaft erwähnt: mit den Windstrom getriebenen E-Bikes aber jetzt sehr ernsthaft: Damit senken wir nicht nur Emissionen und Lärm, verbessern wir nicht nur die Luft- und Lebensqualität in der Stadt, sondern erschließen auch ein gerade für Hamburg und die Metropolregion wirtschaftlich interessantes Feld.

Wenn wir als Städte mit den Herausforderungen der Zukunft zurechtkommen wollen, dann müssen wir auf die E-Mobilität setzen. Und wir tun es, weil es geht! Das ist ein Unterschied zu den manchmal doch sehr phantastischen Diskussionen früherer Jahre.

Inzwischen geht es gar nicht mehr darum, sich Gedanken zu machen, was wir in den zwanziger und dreißiger Jahren möglicherweise an Fortschritt miteinander erleben werden. Sondern es geht darum, jetzt in diesen Jahren und zu dieser Zeit einen technischen Durchbruch, eine technische Veränderung in den Alltag zu bringen. Es geht darum, dass wir Fahrzeuge nutzen, die unsere Städte nicht mit den heute gewohnten Emissionen belasten. Deshalb ist es jetzt wichtig, dass wir nicht nur ausstellen, nicht nur probieren, sondern dass wir real dafür sorgen, dass sich das ändert, was wir ändern wollen.

Noch ist die technische Entwicklung nicht da, wo sie 2025 und 2035 sein wird. Dass technische Sprünge möglich sind, wenn man erst einmal den Absprungbalken getroffen hat, das kann man jeden Tag beobachten, wenn man die Weiterentwicklung unserer Verbrennungsmotoren und die hohe Leistungsfähigkeit der Ingenieure in der deutschen Automobilwirtschaft beachtet. Obwohl das alles nun schon uralt ist, geht immer noch etwas Neues, was zu großartigen Verbesserungen führt. Aber mit der E-Mobilität ist es so weit, dass wir den Ausgangspunkt, den Absprungbalken, gefunden haben.

Meine Damen und Herren,
jetzt zurück in die ursprüngliche Gliederung und etwas grundsätzlicher:

Die Zukunft gehört der großen Stadt.

Vor 30 Jahren wäre das eine gewagte These gewesen, denn aus demografischer Sicht herrschten für Hamburg düstere Zeiten. Die Bevölkerung war seit Mitte der 1960er Jahre kontinuierlich geschrumpft auf etwa 1,6 Millionen Einwohner 1985. Heute haben wir knapp 1,8 Millionen Einwohner, bis 2030 werden es 1,9 Millionen, womöglich sogar mehr sein. Und das macht uns froh.

Heute wissen wir: Die Zukunft gehört der Stadt, gerade auch der großen Stadt. Hamburg bietet ein Umfeld mit einem vielfältigen Kulturleben, mit attraktiven Bildungsangeboten, sie zieht gut ausgebildete Fachkräfte für Unternehmen an und ist ihrerseits einen Arbeitsmarkt mit gutenberuflichen Perspektiven für Frauen und Männer.

Städte machen uns reicher, klüger, erfolgreicher und grüner, sagt Edward Glaeser. Der Ökonomieprofessor und Buchautor aus Harvard nennt sie deshalb powerhouses of the economy, Kraftmaschinen der Wirtschaft.

Die Freie und Hansestadt Hamburg ist eine solche Kraftmaschine. Hamburg ist heute der Wirtschaftsraum mit den besten Aussichten in Deutschland. Industrie, Handel, Dienstleistungen, Medien, der Hafen sind Stabilitätsanker realer Wertschöpfung.

Das verarbeitende Gewerbe ist hochmodern und international wettbewerbsfähig, mit industriellen Kernen wie Luftfahrtindustrie, Maritimer Industrie, Maschinenbau und Elektroindustrie, Medizintechnik, Biotechnologie und Nahrungsmittelindustrie, mit Stahl-, Aluminium- und Kupferhütten. Es gibt keine diskutablen zwei Meinungen darüber, dass die Industrie auch in Zukunft ihren hohen wirtschafts- und strukturpolitischen Stellenwert in dieser Stadt behalten muss und wird.

In Hamburg sind ungefähr 125.000 Unternehmen und Gewerbetreibende wirtschaftlich aktiv. Vier Fünftel davon sind Mittelständler und ich zitiere begeistert aus der Daily Mail vom 25. März dieses Jahres, spontan übersetzt soweit es denn übersetzt werden muss:

Ein neues deutsches Wort hat in die englische Sprache Eingang gefunden nach ´Rucksack´, ´Kindergarten´ und dem Satz ´Vorsprung durch Technik´, nämlich Mittelstand (…) Es bedeutet: doing business in a very German way (…). Der Autor nennt dann eine Reihe eindrucksvoller Zahlen und stellt fest: Diese Unternehmen werden als Rückgrat der deutschen Fertigungswirtschaft angesehen und geben ihr eine Flexibilität, die die Wirtschaft durch alle Turbulenzen gebracht hat.      
Zitatende. Der Autor war bestimmt in Hamburg. Hier arbeiten 81 Prozent der sozialversicherungs-pflichtig Beschäftigten in mittelständischen Unternehmen. Das sind Zahlen, die man, was ihre Bedeutung für unsere Stadt betrifft, nicht erst lange interpretieren muss. Wir setzen hier auf ein Modell des Wirtschaftens, das zukunftsfähig ist.

Natürlich ist auch Hamburgs Wirtschaft geprägt von immer mehr unternehmensbezogenen Dienstleistungen, von der rasanten Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechno-logien. Aber die Basis von Wohlstand und Beschäftigung bleiben leistungsfähige Industriebetriebe mit wettbewerbsfähigen Produkten.

Was sind nun in diesem Zusammenhang die Impulse des Hamburger Senats? Eine Frage, die ich gern beantworte, denn von selbst kommt wenig.

Hamburger Unternehmen, Hochschulen, Verbände und Senat haben gemeinsam die Innovations Allianz Hamburg ins Leben gerufen. Sie vernetzt diese Partner in verschiedenen Zukunftsfeldern. Dazu gehören: erneuerbare Energien, etwa mit Brennstoffzellen- und Wind-Energie-Technik, Materialwissenschaften, die Laser- und Nanotechnologie, die Meerestechnik und der gesamte Bereich der Mobilität und Logistik.

Mit dem Laserinnovationsforum herhält eine Hochtechnologie von wachsender Bedeutung die Bühne, die ihr gebührt und wir werden die Ausgaben für Wissenschaft und Forschung stärker ansteigen lassen als der Gesamthaushalt bis ins Jahr 2020 von 870 Millionen auf etwa 1 Milliarde Euro.

Ferner benötigt die wachsende Stadt genügend Wohnraum, damit alle, die es hierher zieht, die hier leben und arbeiten wollen, auch hier wohnen können. 6.000 Wohnungen pro Jahr Sie kennen inzwischen die Zahl. Um fdahin zu kommen, haben wir in einem Vertrag für Hamburg mit den Bezirken verbindliche Zielzahlen beschlossen und uns mit der Immobilienwirtschaft auf gemeinsame Ziele verständigt: zum Sozialwohnungsbau, zum Klimaschutz der eine Bedingung für Wachstum ist und zur Erhaltung der Backsteinstadt Hamburg. Wohnungen übrigens, die sich nicht nur Gutverdienende leisten können, sondern auch Familien mit Kindern, Studierende, Auszubildende oder allein lebende Senioren.

Das Wohnungsbauprogramm des Senats ist vielleicht das größte in Deutschland und ich bin zuversichtlich, dass wir die Dynamik in den nächsten Jahren aufrechterhalten können.

Drittens: Die Zukunft gehört exzellenter Bildung.

Mir ist dieses Thema so wichtig wie kein anderes. Hier müssen die Impulse besonders kräftig sein, denn Bildung ist der Schlüssel zu gesellschaftlicher Teilhabe. Und zum wirtschaftlichem Erfolg von Individuen, von Unternehmen, von Städten und ganzen Regionen.

Schon jetzt fehlen qualifizierte Nachwuchskräfte. Jeder Mangel an Auszubildenden und an ausgebildeten Fachkräften bedroht die Wirtschaftskraft und Expansionsmöglichkeiten von Betrieben, übrigens nicht zuletzt im Handwerk.

Unser klares Ziel und mein ganz persönliches Anliegen ist: Alle Jugendlichen sollen nach der Schule entweder eine Berufsausbildung oder ein Studium beginnen können. Jeder soll eine passende Aufgabe für sich finden und sie auch ausfüllen können.

Jeder und jede Einzelne ist wichtig, mir ganz persönlich, auch die, die vielleicht von sich aus nicht sofort wollen. Mit der Hamburger Jugendberufsagentur, die dafür sorgt, gibt es in Deutschland etwas ganz Neues.

Damit alle Kinder unabhängig vom Elternhaus eine ausreichende Bildung erwerben, schaffen wir in Hamburg eine Schullandschaft, wie sie in vielen Bundesländern vielleicht erst in zehn Jahren aufgebaut wird:
 

  • mit einem flächendeckenden Angebot an Krippen und Kitas: Wir erfüllen den Rechtsanspruch auf Krippe- oder Kitaplatz ab dem ersten Lebensjahr;
  • mit Deutschlands kleinsten Grundschulklassen, in denen 23 Schüler das Maximum sind, in Gebieten mit weniger guten Bildungsvoraussetzungen sogar nur 19,
  • mit mehr Ganztagsschulen,
  • mit Gymnasien und Stadtteilschulen, die beide zum Abitur führen können,
  • mit der Stärkung der dualen Ausbildung und der beruflichen Weiterbildung.


Meine Damen und  Herren,
die demografische Rendite, von der manchmal die Rede ist, wird uns nicht in Form abnehmender Schüler-, Studenten- oder Erwerbstätigenzahlen zufallen. Vielmehr werden wir für sie arbeiten und darauf hinwirken, dass viel mehr gut ausgebildete, optimistische Stadtbewohner, für die und deren Familien das urbane Leben attraktiv ist, mit anpacken und die Voraussetzung dafür schaffen,

dass Eingesessene und neu Zugezogene hier auch in Zukunft gut leben können.

Damit bin ich beim Viertens: Die Zukunft gehört der Vielfalt.

Mit Bildung eng verbunden ist das Thema Zuwanderung. In Hamburg leben Bürger aus fast 180 Nationen. Beinahe jedes zweite hier lebende Kind hat Eltern oder Großeltern, die von nah oder weit her eingewandert sind, 400.000 Bewohner unserer Stadt sind Zuwanderer oder deren Kinder und sie sollen uneingeschränkt teilhaben an allen Bereichen unseres städtischen Lebens.

Unsere Zuwanderer sind unser Tor zur Welt, zu einer Welt, die immer enger zusammen wachsen wird. Je vielfältiger wir selbst sind kulturell, als Gesellschaft, als Arbeitsmarkt, als Unternehmen umso erfolgreicher werden wir sein.
Aber immer noch haben mehr als 200.000 der 400.000 Zuwanderer keinen deutschen Pass, obwohl 137.000 schon so lange in Deutschland leben, dass sie eigentlich die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben könnten. Darum schreibe ich nach und nach jeden und alle diese Zuwanderer an und werbe als Bürgermeister persönlich für die Einbürgerung.

Fünftens, meine Damen und Herren, gehört die Zukunft den wirtschaftlichen Knotenpunkten.

Hamburg ist das deutsche Kompetenzzentrum für den Außenhandel. Hamburg sichert den Anschluss der deutschen Industrie an die Welt. Die Bedeutung des Hafens kann man kaum überschätzen, einmal wegen der Arbeitsplätze im Hafen selbst, aber inzwischen noch mehr wegen der globalen Warenströme, die der Hafen nach Hamburg lenkt.
Entsprechend bedeutsam ist der stetige Ausbau der vitalen, regionalen und überregionalen Verkehrsverbindungen.

Unternehmen siedeln sich an, wenn sie gute Bedingungen vorfinden. Der große Standortvorteil, den der Hamburger Hafen bietet, sind seine umfassend ausgebauten Hinterland-Anbindungen. Deren Ausbau und Unterhaltung haben für den Senat hohe Priorität.

Die Fahrrinnenanpassung der Elbe wird die Funktionsfähigkeit des Hafens sichern, davon können wir inzwischen ausgehen. Das werden wir selbst lösen. Doch immer wieder kommt Europa ins Spiel oder besser: muss Europa  das Spiel machen.

Die Revision der Transeuropäischen Verkehrsnetze hat Hamburg und Schleswig-Holstein in das Kernnetz eingebunden, das bis 2030 vollendet sein soll. Hamburg wird als bedeutender Hafen- und Flughafenstandort als Knoten voll anerkannt. Zehn Korridore bilden die Grundlage für die künftige Verkehrsinfrastruktur Europas, von denen drei Hamburg berühren.

Hamburg kann deshalb der Entwicklung zuversichtlich entgegensehen. Die feste Querung über den Fehmarnbelt ebenso wie die Strecke Kopenhagen-Hamburg via Fehmarn sind Teil dieser Planungen, inklusive der nötigen Zuführungsstrecken der Bahn.

Der Hamburger Senat steht und setzt sich dafür ein. Er wird unter Beteiligung der Hafenwirtschaft, und mit Unterstützung des Bundes und der EU, die Rahmenbedingungen für noch bessere Verkehrsanbindungen schaffen.

Das geschieht auch im Hinblick auf Ökologie und Nachhaltigkeit. Denn die Klimabilanz der globalen Transportketten zwischen Ostasien, Mittel- und Osteuropa ist durch die Schifffahrt und ihr Zusammenwirken mit dem Bahntransport besser als sie auf andere Weise sein könnte.

Sechstens: Die Zukunft gehört der Energiewende.

Sie ist die größte industriepolitische Herausforderung in Deutschland in den nächsten Jahren. Es muss uns gelingen, sie zum Erfolg zu führen, ohne die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie durch Unsicherheiten zu gefährden.

Das gelingt nur in enger Partnerschaft mit allen Beteiligten. Im Zentrum steht dabei das strategische Dreieck: dass wir Energie versorgungssicher, zu wettbewerbsfähigen Preisen, umwelt- und klimaverträglich beziehen und damit ein ausreichendes Wirtschaftswachstum ermöglichen. Und Herr Westhagemann hat uns dazu ja eben einige hochinteressante Folien gezeigt, über die man noch hin und her diskutieren kann, aber in einem haben sie mich eher bestärkt:

Wir müssen uns auf einen vollständig neuen Energie-Landschaftsbau einstellen mit immer weniger konventionellen Großkraftwerken und vielfältigeren Anlagen zur Energieerzeugung von Erneuerbaren jeder Form bis zu schnell regelbaren Gaskraftwerken, um die Volatilität von Wind und Sonne auszugleichen.

Hamburg hat sehr gute Voraussetzungen, weil auch nach dem Atomausstieg ein ausreichendes Energieangebot zur Verfügung stehen wird. Es speist sich unter anderem aus der nahen Offshore-Windenergie, aus dem trotzdem unverzichtbaren Kraftwerk Moorburg, sowie aus zusätzlichen innovativen Lösungen vom GuD-Kraftwerk, das in Wedel entstehen wird, über den Ausbau der Fernwärme, die Speicher- und Power to Gas-Ideen, die intelligenten Energienetze, die
E-Mobilität bis zur vertraglich vereinbarten CO2 -Minderung.

Hamburg und seine Metropolregion können als ein Zentrum der Windenergie im Norden entscheidend dazu beitragen, dass in ganz Deutschland die Energiewende gelingt und die Versorgung gewährleistet ist. Dabei  geht es um Hightech, es geht unmittelbar um die Kompetenz, moderne Technik in Deutschland im europäischen Rahmen zu entwickeln und anzuwenden.

Und die Windenergie ist eine besonders leistungsstarke Form der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen. Die Windhauptstadt Hamburg zählt zu den führenden europäischen Standorten im Bereich der Windenergieindustrie und ist in Deutschland Schlüsselstandort für die Umsetzung der Energiewende.

Große international operierende Hersteller wie Areva Wind, General Electric, Siemens und Vestas sind mit ihren Unternehmenszentralen oder wichtigen Kompetenzzentren hier angesiedelt. Und nur mit einer leistungsfähigen Industrie kann es gelingen, die mit der Energiewende verbundenen Herausforderungen zu bewältigen.
Leider geht der Ausbau der Offshore-Windparks viel langsamer voran, als geplant. Die sind jedoch für Energiewende von zentraler Bedeutung, weil der Wind auf dem Meer so stetig bläst, dass er für die Stromversorgung fast grundlastfähig ist.
Laut Energiekonzept der Bundesregierung sollen bis 2020 10 Gigawatt Leistung installiert sein, bis 2030 dann 20 bis 25 Gigawatt. Das wäre schon eine beachtliche Kapazität. Derzeit sieht es nicht so aus, als ob wir diese ehrgeizigen Ziele erreichen werden. Viel bleibt zu tun, besonders auf Bundesebene.

Meine Damen und Herren,
Optimismus lohnt sich. Als wachsende Metropole hat Hamburg allen Grund zum Optimismus.

Impulse des Hamburger Senats sind solche, die das Leben und Kommunizieren digital und real , das Lernen und Arbeiten, auch das Chillen, das Wirtschaften und auch das Genießen des Ertrages besser und leichter machen.

Wir planen für eine Stadt, die gar nicht daran denkt, aus der Industriegesellschaft auszusteigen, die aber technologische Entwicklung, Wohlstandsentwicklung und Umweltnutzung entkoppelt. Wir werden Ressourcen aller Art, vor allem Flächen und Energie, sehr viel intensiver, effizienter, nachhaltiger bewirtschaften, so dass Wachstum stattfinden, neue Wachstumsimpulse gesetzt, Beschäftigung generiert werden kann.

Wir erinnern uns an die bahnbrechende Modernisierung unserer Stadt um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Binnen weniger Jahre setzte sich damals die Elektrizität als Motor unseres städtischen Lebens durch und veränderte das Stadtbild grundlegend. Damals haben wir im Jahr 1881 die ersten Telefone in Hamburg in Betrieb genommen. 1882 haben wir die erste elektrische Straßenbeleuchtung geschaltet. Wir können eine ähnlich signifikante Modernisierung jetzt hinbekommen.

Kurz, wir halten es mit Somerset Maugham, ich habe ihn vorhin schon zitiert. Er hat auch gesagt:

Wir sind dumm, wenn wir irgendetwas darum bitten, so zu bleiben wie es ist. Ich stimme ihm zu und meine, wir sollten immer versuchen, dem Wandel einen Schritt voraus zu sein. Vielen Dank.

 

Es gilt das gesprochene Wort.