Sehr geehrter Herr Minister Ramsauer,
sehr geehrter Herr Brandenburger,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Wilhelmsburger und Wilhelmsburgerinnen,
seit mehr als 60 Jahren verbindet die Wilhelmsburger Reichsstraße Hamburgs Süden mit seinem Norden, den Hamburger mit dem Harburger Hafen, die Neue Harburger Elbbrücke anfangs war es noch nicht die Europabrücke mit der A 1.
Seitdem führen durch Wilhelmsburg man kann auch sagen: über Wilhelmsburg, die große Insel zwischen den Flussarmen drei bedeutende Verkehrsadern, denn die Eisenbahn war natürlich schon lange vorher da.
Drei Verbindungsachsen, die auch Schneisen sind und den Stadtteil in mehrere getrennte Streifen zerlegen. Als besonders problematisch hat man das noch nicht angesehen, als Bürgermeister Max Brauer bei der Einweihung der Reichsstraße 1951 das Band zerschnitt, übrigens mit einem Taschenmesser, und der Verkehr losrollen konnte. Das ist heute anders kein Wunder.
Neben dem Verbindenden tritt im Bewusstsein der Bewohner das Trennende stärker in den Fokus: Lärm, Gestank, Gefahren, die mit solchen Verkehrsachsen auch verbunden und schwierig zu reduzieren sind.
Wobei ich hier in Wilhelmsburg, ganz aktuell, ein großes Lob sagen will an diejenigen, die das Problem der zweigeteilten igs zu lösen hatten, deren Besucher ja beiderseits der Reichsstraße durch Gärten und Parklandschaften wandeln und vom Durchgangsverkehr nichts hören und sehen wollen. Ich finde, dass das im Rahmen des Möglichen sehr gut gelungen ist. Trotzdem ist es anregend sich vorzustellen, wir hätten schon jetzt eine ungeteilte Gartenschau.
Was es schon gibt, ist ein sehr anschauliches großformatiges Bild dort drüben in der Stadtplanungs- und Umweltbehörde bisher ist es noch eine Montage , auf der man das künftige Wilhelmsburg nach der Verlegung der Reichsstraße schon erkennt. Und erkennt, dass sich in den nächsten Jahren für diesen sowieso hoch interessanten Stadtteil noch ganz neue Möglichkeiten ergeben werden.
Deswegen stehen wir heute hier: um dieser Zukunft einen Spatenstich näher zu kommen. Und den Spatenstich können wir tun, denn noch etwas gibt es inzwischen, genauer noch zweierlei: die Finanzierungszusage des Bundes und den seit Juni vorliegenden Planfeststellungsbeschluss.
Meine Damen und Herren,
damit sind zwei große Schritte getan und doch sind dies nur zwei weitere Schritte in einem langen Verfahren, das nach allen Regeln der öffentlichen Beteiligung stattfindet, und weiterhin stattfinden wird. Wir alle wissen, dass große Projekte wie dieses nicht nur Befürworter haben. Wir waren darauf gefasst, dass noch der Klageweg beschritten werden konnte. Das lässt der Rechtsstaat zu.
Richter brauchen auch in Eilverfahren ein Mindestmaß an Zeit. Deshalb kann heute niemand versprechen, dass es keine weiteren Verfahrensverzögerungen geben wird.
Trotzdem: die Hamburgische Bürgerschaft und die vielen vom Verkehrslärm betroffenen Wilhelmsburgerinnen und Wilhelmsburger erwarten von uns, dass der Lärmschutz, den der Bund hier bezahlen wird, von Hamburg auch errichtet wird. Und das werden wir so schnell es geht tun. Deshalb stehen wir heute hier und deshalb beginnt diese Baumaßnahme mit einer Lärmschutzwand, die auch gegen den Baulärm hilft.
Ich bin überzeugt, dass dieses große Projekt für Jahrzehnte die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße auf eine neue Trasse neben der Bahn entscheidende Vorteile bringt: Die Trassen werden gebündelt und das schafft einerseits Flächen für den Wohnungsbau. Gleichzeitig verbessert sich die Verkehrssicherheit, sinken Lärm- und Abgasbelastung. Nur noch zwei große Verkehrsadern werden zukünftig durch Wilhelmsburg führen das macht den Stadtteil für seine jetzigen und künftigen Bewohner attraktiver.
Meine Damen und Herren,
schon zur Zeit ihres Baus und ihrer Einweihung sollte die Wilhelmsburger Reichstraße, neben ihrer verkehrstechnischen Funktion, auch dafür stehen, dass Getrenntes zusammenwuchs. Deswegen bekam sie ja diesen Namen: Reichsstraße, der uns heute nicht mehr passend erschiene, mit dem aber Max Brauer und seine politischen Mitstreiter auf das Ziel eines freien, rechtsstaatlichen, ungeteilten Deutschlands hinweisen wollten.
Bald darauf wurde aus der Neuen Harburger Elbbbrücke die Brücke des 17. Juni und heute führt die Wilhelmsburger Reichsstraße über die daneben neu gebaute Europabrücke. So hat sich der Kreis symbolisch schon geschlossen. Und praktisch auch, denn die Verlängerung führt um Harburg herum.
Auch Hamburg selbst hat in jüngster Zeit eine Trennung, nämlich die Trennung der Stadt an den Elbbrücken, mit dem Wegfall des Zollzauns überwunden und dadurch im wahrsten Sinne des Wortes neue Perspektiven gewonnen. In absehbarer Zukunft wird es eine noch bessere Verbindung zwischen der S- und U-Bahn an den Elbbrücken geben.
Lassen Sie uns nun auch den Schritt tun, Wilhelmsburgs Trennung, die durch den Stadtteil hindurchgeht, zu überwinden.
Es gilt das gesprochene Wort.