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03.06.2013

Trauerfeier für Peter Schulz

 

Liebe Frau Dr. Schulz,

sehr geehrte Angehörige,

sehr geehrter Herr Schmidt,

sehr geehrter Herr Professor Dr. Richter,

sehr geehrte Frau Dr. Murmann,

sehr geehrte Frau Gruenagel,

verehrte Trauergemeinde,

 

wir nehmen Abschied von Peter Schulz.

 

Das ist eine traurige Pflicht und ein Anlass, sich in Dankbarkeit zu erinnern.

 

Für seine Angehörigen und Freunde: an einen Menschen, der nach einem langen und erfüllten Leben eine spürbare Lücke hinterlässt. 

 

Für sehr viele von uns: an einen aufrechten, geradlinigen Mitstreiter, Kollegen, Genossen. Für mich persönlich auch: an einen Politiker und Vorgänger, der in einer nicht einfachen Zeit Rückgrat bewiesen und den bequemen Weg nie gesucht, also auch nicht gefunden, dafür eigene Spuren hinterlassen hat.    

 

Schließlich für die Stadt Hamburg: an einen Mann, der ihr Gutes getan hat.  

 

Und beileibe nicht nur Hamburg. Aber dieser Stadt doch besonders, die seine Stadt wurde, nachdem er als junger Mann Rostock verlassen musste. Das war die Stadt, für die sein Vater, Albert Schulz, nach überstandener Nazizeit endlich politisch arbeiten, ihr als Oberbürgermeister dienen konnte eine zeitlang. Als ihm gezeigt, und der Familie klar wurde, dass dort wieder kein Platz für eigenes Denken war, flohen sie in den damaligen Westen.   

 

Peter Schulz war zu der Zeit schon mit Sonni verbandelt nur so hat er sie in seinem Buch  genannt, das Rostock, Hamburg und Shanghai heißt. Er musste sie damals zurücklassen entschlossen, sie eines Tages doch zu heiraten. Das wollte nicht nur er und es ist beiden gegen alle Widrigkeiten gelungen. Sie haben nach Rostock auch Hamburg, und später Shanghai gemeinsam erlebt.

 

Hamburg aber war die wichtigste, auch längste Station und es gab ab 1971 noch einen hanseatischen Bürgermeister Schulz. 

Dr. Peter Schulz.

 

Mit ihm hat Hamburg einen Anwalt hanseatischer Politik verloren, einen Bürgermeister und Präsidenten der Bürgerschaft, der das Prinzip der sozial verpflichteten, freiheitlichen Demokratie mit Nachdruck vertreten hat. Und das einer Verwaltung, die für die Bürger da ist.

 

Zum ersten Mal sehr nachhaltig und folgenreich tat er das fünf Jahre vor der Bürgermeisterwahl. Er war Leiter eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses, der schlimme, zudem noch vertuschte Vorgänge im Hamburger Justizwesen ans Licht brachte. Peter Schulz wurde erster Hamburger Justizsenator überhaupt und änderte, was schlecht war. Gutes getan hatte er Hamburg schon damit. 

 

1930 in Rostock geboren, seit 1950 in Hamburg, seit 1961 in der Bürgerschaft, von Haus aus Jurist, war Peter Schulz später auch Senator für das Schulwesen und Zweiter Bürgermeister, dann mit 41 Nachfolger Herbert Weichmanns, als jüngster Amtsinhaber seit 1678. In seine Zeit fiel die Gründung der Leitstelle Umweltschutz in der Senatskanzlei, aus der sich später die Umweltbehörde entwickelte.

 

Große Fortschritte im Schulbau, die Internationale Gartenbauausstellung 1973, der Baubeginn der S-Bahn nach Harburg, die Entscheidung über den Botanischen Garten in Klein-Flottbek bleiben mit seinem Namen verbunden.

 

Später wurde Peter Schulz Bürgerschaftspräsident. Bescheidenheit und Hingabe an das Amt zeichneten seine Amtsführung aus. 

 

Peter Schulz´ Lebensweg war in jungen Jahren hindernisreich, der politische Weg war es später auch. Ausdauer hat er auf beiden Wegen bewiesen.

 

Zur Demokratie gehören auch Niederlagen. Charakteristisch für Peter Schulz war: Verantwortung nicht wegzuschieben, auf Kränkungen ein Pflaster zu  kleben und zu akzeptieren, dass die Deutung des Geschehens ohnehin anderen obliegt.

 

Mit seinen eigenen Worten: Ich spüre die Versuchung, die in meiner Person liegenden Gründe zu verkleinern so wie ich früher manchmal selbstquälerisch meinen Anteil überbewertete. Ich will es also lieber lassen. 

 

Sofort nach dem Fall der Mauer zog es Peter Schulz inzwischen wieder Anwalt in seine Heimat- und Vaterstadt Rostock zurück, wo er sich engagiert am demokratischen Neubaufbau beteiligte. Einige Monate lang stand er als Not-Justitiar mit einem Symbolgehalt von einer Mark  der Rostocker Stadtregierung zur Seite. 

 

Pointierte Geschichten wie diese schreibt das Leben oft selbst, aber man muss sich auf sie einlassen. Peter Schulz hat es getan.

 

1990 hat ihm der Senat die Bürgermeister-Stolten-Medaille verliehen als Dank für die Verdienste um die Festigung und Fortentwicklung demokratischer Institutionen in Hamburg und für sein persönliches Beispiel.

 

Hamburg dankt Peter Schulz. 

 

Ihnen, Frau Dr. Schulz, und Ihrer Familie wünsche ich die Kraft, die aus liebevoller Erinnerung kommt.   

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.