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18.08.2005

Trauerrede zur Beerdigung von Günter Döding

Liebe Familie, liebe Freunde des Verstorbenen,

Franz Müntefering hat mich gebeten, die Anteilnahme des Parteivorstandes der SPD und der ganzen sozialdemokratischen Partei zu übermitteln. Wir trauern mit den Angehörigen, Freunden und Kollegen von einem bedeutenden Mann.

Ich bin Günter Döding auch in den letzten Jahren begegnet. Und er hat mir Briefe geschrieben, ganz traditionell mit der Hand und einer schönen Schrift. Er hat darin Rat gegeben, Fragen gestellt, die nicht immer leicht zu beantworten waren, und Mut gemacht. Diese klugen Briefe werden mir in Erinnerung bleiben.

Die Briefe waren immer auch Zeugnis von der Lebensleistung Günter Dödings. Aus den Briefen sprach der Mann, der einst als Gewerkschafter, im Gewerkschaftsrat der SPD und als Freund sozialdemokratischer Menschen, vor allem Helmut Schmidts, große Politik machte. Vergessen wir nicht: In seine Zeit als herausgehobener Gewerkschafter fielen auch die erste Regierungsbeteiligung der SPD nach 1945 in der großen Koalition und die Kanzlerschaft von Willy Brandt und Helmut Schmidt.  

Ich komme noch einmal auf die Briefe zurück. Die Briefe zeugen von einer wesentlichen Eigenschaft Günter Dödings: Günter Döding war konstruktiv. Er wollte etwas bewerkstelligen und trat mit immer neuen Vorschlägen hervor, die er oft auch durchsetzen konnte. Denn seine Vorschläge hatten stets fest die Interessen der von ihm vertretenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Blick, aber eben auch die Belange der Wirtschaft und die Wohlfahrt des ganzen Landes. Das kann man nicht über viele sagen. Aber eben darum hatte er Erfolg.

Günter Döding hat für die Idee der Sozialpartnerschaft gestanden, die heute zu Unrecht ein wenig in Verruf geraten ist. Dabei sprechen doch die wirtschaftlich und sozialen Fortschritte sehr dafür, an diese Tradition anzuknüpfen. Die heute so moderne Kritik an Kündigungsschutz, Betriebsverfassung und Unternehmensmitbestimmung hat unser Verstorbener ebenso wenig verstanden wie diese Kritik wohl von seinen damaligen Verhandlungspartnern auf Arbeitgeberseite verstanden worden wäre. Sie wussten von dem Nutzen für unserer Volkswirtschaft und unsere Unternehmen.

Günter Döding war im besten Sinne des Wortes pragmatisch. Und er hat den Kompromiss immer wieder als eine Tugend gepriesen. An seinem 60. Geburtstag drückte er das so aus: Die Erzielung eines vernünftigen und sachgerechten Kompromisses verlangt mehr Wissen und Klugheit, als jeder aggressiv geführte Kampf.

Die Fähigkeit, Kompromisse zu schließen verlangt Stärke. Aber diese Fähigkeit macht den Unterschied aus zwischen den großen politischen Führungspersönlichkeiten und denen, die immer nur Anführer bleiben.

Günter Döding war ein großer Politiker, ein großer Gewerkschafter und ein großer Sozialdemokrat. Er wird uns in guter Erinnerung bleiben.