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23.10.2012

Umbenennung des Botanischen Gartens

Umbenennung des Botanischen Gartens

 

Sehr geehrter Herr Schmidt,

sehr geehrter Herr Professor Lenzen,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

die zweite Oktoberhälfte ist normalerweise keine besonders blühende Phase aus Sicht der Hamburger Botanik und Vegetation. Und keine erfreuliche für alle, die sich jetzt im Kampf mit dem Herbstlaub befinden.

 

Ich glaube, dass heute ausnahmsweise doch ein grüner Herbsttag für Hamburg ist, und an diesem grünen und schönen Tag begrüße ich Sie sehr herzlich hier im Loki-Schmidt-Haus.

 

Der Name spricht für sich und das gilt genauso für den Namen, den der Neue Botanische Garten der Universität ab heute tragen wird: 

Loki-Schmidt-Garten. 

 

Das Wort Grün, groß geschrieben, ist ja leicht dahingesagt, solange man nicht als Stadtplaner oder Stadtbewohner gezwungen ist, sich auf dem schwierigen Gelände sicher zu bewegen: zwischen dem öffentlichen und privaten, dem ökologisch wertvollen und dem so genannten Abstandsgrün, zwischen Feld, Flur, Wald, Wiese, Park, Kleingarten und Spielplatz.

 

Im Alltag soll sich jede Hamburgerin und jeder Hamburger gern und oft in allen grünen Bereichen unserer Stadt bewegen. Und davon gibt es zum Glück viele! Aber wer jeweils für die Pflege und den Schutz zuständig und wer im Zweifelsfall schuld ist, wenn das Naturschutzgebiet bedroht, oder das Straßenbegleitgrün nicht richtig gemäht ist, das ist die eine Frage, bei der man vor lauter Bäumen manchmal den Wald nur schwer sieht.

 

Die andere lautet: Was wächst dort eigentlich? Kenne ich die Pflanze? Weiß ich, warum sie gerade an dieser Stelle gedeiht? Und in meinem Garten nicht? Weiß ich, ob ich mich auch in zwanzig oder dreißig Jahren noch an dieser Pflanzenart freuen kann, oder muss ich vielleicht etwas tun, um zu helfen, dass sie überleben kann? Wäre es nicht überhaupt gut, bessere Kenntnisse über die heimische Flora, natürlich auch Fauna Hamburgs zu haben? 

  

Sie merken schon: Ich zitiere Fragen, auf die unsere Ehrenbürgerin Loki Schmidt unermüdlich Antworten gesucht und vermittelt hat an die Stadtbewohner, Erwachsene wie Jugendliche, und ebenso an die Fachwelt. Denn die Liebe zur Natur und das Gewinnen wissenschaftlicher Erkenntnis gehörte für sie unbedingt zusammen.

 

Dafür ist schon das Loki-Schmidt-Haus, in dem wir uns befinden, ein Beweis, dieses Museum für Nutzpflanzen, das vor Jahren aus der Marseiller Straße wegziehen musste und gefördert durch die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius 2006 hier ein neues Zuhause fand. Am richtigen Ort, denn da hatte Loki Schmidt schon seit einem Vierteljahrhundert den Ehrenvorsitz der Gesellschaft  der Feunde des Botanischen Gartens Hamburg inne.

 

Und übrigens: Auf dem mal trockenen, mal sumpfigen Gelände der Bürokratie ohne die es aber keinen institutionellen Naturschutz gäbe kannte sich diese Frau ebenfalls sehr gut aus. Das musste sie, um für ihre Anliegen nicht nur  freundliche Anerkennung zu bekommen, sondern möglichst viele davon auch durchzusetzen.

 

Meine Damen und Herren,

Naturschutz findet Stadt mit dt war das Leitmotiv des 23. Deutschen Naturschutztages, den Hamburg im Jahr 1996 ausrichten durfte. Schirmherrin war Loki Schmidt. In ihrer Rede nannte sie besondere Beispiele für sehens- und erlebenswerte Natur in Hamburg. Und sie vergaß nicht, die Anwesenden auf die Zielsetzungen des allerersten Naturschutztages 1925 hinzuweisen, nämlich, Zitat: 

 

die verschiedenen im Naturschutz tätigen Personen, Verbände, Behörden und wissenschaftlichen Einrichtungen regelmäßig zusammenzuführen, um einer Gefahr der Zersplitterung entgegenzutreten.

 

Das schien 1996 unverändert aktuell zu sein, und im Grunde ist es das noch. Auch wenn wir heute auf vielen Gebieten ein Stück weiter sind und die Zeiten längst vorbei sind, in denen Naturschützer bestenfalls als streitbare Idealisten galten.

 

Naturschutz braucht diejenigen, die sich streitbar für ihn einsetzen. Die Zersplitterung, vor der 1925 gewarnt wurde, ist auf vielen Gebieten auch deshalb überwunden worden, weil Naturschützer, Politik und Behörden gelernt haben, zum Nutzen ihrer Stadt, ihrer Region und deren Lebensqualität zusammen zu wirken. Loki Schmidt, denke ich, war auch dabei eine gute Autorität und Katalysatorin. Zuweilen, da bin ich sicher, auch innerhalb der eigenen vier Wände.

 

Hamburg jedenfalls hat schon seit den 1980er Jahren eine aktive Umweltschutzpolitik betrieben und war nicht von ungefähr schon vor der Jahrhundertwende das Bundesland mit dem höchsten Anteil an Naturschutzgebieten. Nicht zuletzt die haben zur Auszeichnung als European Green Capital 2011 beigetragen.

 

Die Umweltqualität in einer Metropole beeinflusst das körperliche und mentale Wohlbefinden der Stadtbewohner und wirkt sich letzten Endes auf die Entfaltungsmöglichkeiten und Zukunftschancen jedes Einzelnen aus. Der Senat ist in der Pflicht, die Stadt auch auf diesem Gebiet gut zu regieren.

 

Heute sind fast 17 Prozent des Stadtgebietes  Erholungs-, Grün- und Waldflächen, acht Prozent Naturschutzgebiete und fast ein Fünftel Landschaftsschutzgebiete.

 

Investitionen in die Sanierung von Grünanlagen und Spielplätzen stellt ein Sanierungsprogramm Hamburg 2020 sicher. Überdies wird 2013 das Jahr der Internationalen Bauausstellung und der internationalen Gartenschau. In Wilhelmsburg entsteht dadurch ein Stadtpark fast so groß wie der Hyde Park in London mit neuen Spiel- und Sportmöglichkeiten.

 

Meine Damen und Herren,

der künftige Loki-Schmidt-Garten hier in Osdorf ist seit 35 Jahren einer der schönsten Orte im ganzen Bezirk Altona, und das will etwas heißen. Kein passenderer neuer Name ist für ihn denkbar. 

 

Die Ehrenbürgerin und Ehrenprofessorin Hamburgs, Ehrendoktorin der Universität, hat durch ihre Stiftung zum Schutz gefährdeter Pflanzen große und nachhaltige Wirkung erzielt, und dasselbe gilt für ihre zahlreichen, auch medienwirksamen Aktionen wie die Silberpflanze, die sie seit 1977 an verdiente Naturschützer verlieh, oder die Blume des Jahres, die seit 1980 mit ihrem Namen verbunden ist erst vor wenigen Tagen hat das Leberblümchen die Farbe Blau auf viele Zeitungsseiten gebracht, als Blume des Jahres 2013. 

 

Nicht zu vergessen die zahlreichen Publikationen, mit denen Loki Schmidt den Verstand unzähliger Leser geschärft und ihr Herz für den Naturschutz erwärmt hat. Mehr über ihre eigene, ganz persönliche Beziehung zu diesem botanischen Garten werden wir anschließend noch hören.

 

Naturschutz das versteht sich eigentlich von selbst kennt keine nationalen Grenzen. Natürlich war auch Loki Schmidt, wie man heute sagt, international vernetzt und in vielen Ländern zuhause. Die zahlreichen Reisen an der Seite Helmut Schmidts hat sie auch für den Naturschutz genutzt. 

Zuhause in Hamburg hat sich Loki Schmidt seit Beginn der 80er Jahre intensiv um den Aufbau der Grünen Schule eingesetzt, einer eigenen pädagogischen Abteilung im Botanischen Garten Hamburg. Diese hat die immensen umweltpädagogischen Ressourcen des Gartens für die Hamburger Schulen aufbereitet und nutzbar gemacht. 

 

Meine Damen und Herren,

das mag als erste Annäherung an das Wirken von Loki Schmidt genügen; noch viel mehr wird zu sagen sein. Ich freue mich auf die Enthüllung der neuen Namenstafel und wünsche dem Loki-Schmidt-Garten, seinen Besucherinnen und Besuchern und Hamburgs Natur eine nachhaltige Zukunft.

 
Vielen Dank
 
Es gilt das gesprochene Wort.