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08.03.2013

Vorstellung der neuen Stipendiaten der Roland-Berger-Stiftung

 

Sehr geehrter Herr Professor Schwenker, 

Sehr geehrter Herr Dr. Brandt, 

sehr geehrte Stipendiatinnen und Stipendiaten, 

sehr geehrte Damen und Herren, 

 

wenn von Stipendien die Rede ist, dann denkt man zuerst an Studenten oder Wissenschaftler, vielleicht auch an Musiker oder bildende Künstler. Schülerinnen und Schüler kommen einem dabei nicht gleich in den Sinn. 

 

Warum eigentlich nicht? Schließlich sind Begabungen nicht vom Alter abhängig! Viele Schülerinnen und Schüler verfügen über ganz außerordentliche Begabungen und Talente. Sie jonglieren geradezu mit mathematischen Formeln und Gleichungen. Sie forschen mit Begeisterung und Erfolg. Sie leben ihre Fantasie im kreativen Schreiben aus. Oder sie saugen Vokabeln und Grammatik auf und lernen im Eiltempo neue Sprachen. 

 

Diese Talente und Begabungen müssen gefördert werden, denn die Kinder und Jugendlichen zählen zu Hamburgs wertvollsten Schätzen. Sie sind die Ingenieure, die Stadtplaner, die Macher von morgen. 

 

Seit 2008 ist diese Chance auch mit dem Namen Roland Berger und dem von ihm gestifteten Deutschen Schülerstipendium verbunden. Ich freue mich, dass nun auch der Norden Deutschlands mit 40 Stipendiaten an diesem Programm teilnimmt. 

 

14 Stipendiaten kommen aus Schleswig-Holstein, 13 aus Hamburg, sieben aus Bremen und sechs aus Mecklenburg-Vorpommern, und ich hoffe, dass es bald mehr werden womit ich besonders die Jungs meine. Denn derzeit ist bei uns im Norden die Zahl der Stipendiatinnen mit 27 so hoch, dass ich sagen muss: Jungs, strengt euch an! 13 ist einfach zu wenig! Ihr könnt mehr. 

 

Meine Damen und Herren, 

als Schüler habe ich erlebt, dass von meinem Jahrgang nur eine Handvoll Jungen und Mädchen auf das Gymnasium wechseln durfte. Bis heute weiß ich noch den Namen eines begabten Mitschülers, der nicht durfte, obwohl seine Leistungen sehr gut waren und er auch unbedingt wollte. 

 

Das ist heute zum Glück anders. Inzwischen macht mehr als die Hälfte der Hamburger Schüler das Abitur. Und sowohl Gymnasien als auch Stadtteilschulen führen zum Abitur. 

 

Trotzdem gibt es immer noch zu viele Kinder, die klug sind und fleißig, aber den Weg zum Abitur nur deshalb nicht schaffen, weil ihr Umfeld sie nicht ausreichend unterstützt oder unterstützen kann. Diese jungen Talente dürfen wir nicht verlieren. Keinen zurückzulassen ist ein Gebot sozialer Gerechtigkeit und die Voraussetzung für eine gerechte Teilhabe dafür, dass jede und jeder sein Leben später selbstbestimmt in die Hand nehmen kann. 

 

Was der Senat dazu tun kann, das tun wir. Um eine möglichst optimale Förderung der individuellen Neigungen und Talente zu erreichen, müssen wir früh beginnen, am besten schon im Kita-Alter. 

 

Wir erfüllen den Rechtsanspruch auf einen Krippen- oder Kitaplatz ab dem ersten Lebensjahr, weil wir wissen, dass die Eltern das so wünschen. Denn zuverlässige Kinderbetreuung ist eine wichtige Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. 

 

Wir machen das auch, weil eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf das Armutsrisiko senkt, und Armut ist ein wesentlicher Faktor für schlechte Bildungsaussichten von Kindern. 

 

Und wir machen das, weil Kinder, die einen Kindergarten besucht haben, eine bessere Chance haben, auf eine weiterführende Schule zu wechseln. Eine gute Kinderbetreuung ist das Fundament eines guten Bildungssystems. 

 

Kita macht klug, hat es eine Studie der Bertelsmann-Stiftung schon vor einigen Jahren auf den Punkt gebracht. Wenn Eltern selbst nur einen Hauptschulabschluss haben oder auch einen Migrationshintergrund, verdoppeln sich die Chancen ihrer Kinder, auf eine weiterführende Schule zu gehen, wenn die Kinder zuvor die Kita besuchen. 

 

Klug machen auch Ganztagsangebote. Wir werden deshalb ab dem Schuljahr 2013/2014 an fast allen Hamburger Grundschulen und weiterführenden Schulen Ganztagsangebote haben. An unseren Stadtteilschulen bieten wir außerdem die Möglichkeit, in 13 Jahren zum Abitur zu kommen. Das gibt auch sogenannten Spätentwicklern die Chance, diesen begehrten Abschluss zu erreichen. 

 

Gleichzeitig ebnen wir in Hamburg mit der Jugendberufsagentur den Übergang von der Schule in den Beruf für alle diejenigen, die ihn nicht geschafft haben oder Schwierigkeiten haben, ihn zu schaffen. Und die Studierenden haben wir durch die Abschaffung der Studiengebühren entlastet auch das ein wichtiger Aspekt der Chancengerechtigkeit im Bildungswesen. 

 

Meine Damen und Herren, 

neun von zehn Befragten hierzulande wünschen sich die gleichen Chancen auf eine gute Schulbildung für alle Kinder. Es ist die Aufgabe der Politik, die richtigen Weichen dafür zu stellen. Wenn Verbände, Initiativen und Stiftungen wie die Roland-Berger-Stiftung uns dabei unterstützen, ist das besonders erfreulich. 

 

Gleichberechtigung ist für unsere Gesellschaft und ihren Zusammenhalt vielleicht der wichtigste Aspekt überhaupt. Gleichberechtigung, 

  • das heißt Zugang zu Bildung und den Chancen im Leben, 
  • das heißt, das Leben nach den eigenen Wünschen und Fähigkeiten gestalten zu können, 
  • das heißt auch, nicht diskriminiert zu werden wegen der Herkunft, wegen der Hautfarbe oder weil in der Familie vielleicht etwas anders gelaufen ist als in anderen Familien. 

 

Wer sich anstrengt, muss die faire Möglichkeit haben, sein Leben zu verbessern. Dafür müssen wir alle gemeinsam etwas tun, und die Deutsche Schülerstiftung wird uns und vor allem euch, den Stipendiatinnen und Stipendiaten, dabei zur Seite stehen. 

 

Euch, den Kindern und Jugendlichen, kann ich schon jetzt voraussagen: Ihr habt eine spannende Zeit vor euch. Ihr werdet Dinge erleben, von denen andere nur träumen können. Ihr werdet neue Freunde gewinnen, die ihr ohne das Stipendium nie kennengelernt hättet. Ihr könnt eure Schwächen überwinden und eure Stärken ausbauen. Ihr werdet Freude und Spaß haben. Es wird sich lohnen. Und Ihr werdet Mentoren haben, die euch dabei begleiten und euch dabei helfen. 

 

Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe hat gesagt: Unsere Wünsche sind Vorgefühle der Fähigkeiten, die in uns liegen, Vorboten desjenigen, was wir zu leisten imstande sein werden. In diesem Sinne: Vertraut euren Wünschen und sorgt dafür, dass sie wahr werden. 

 

Ich wünsche Ihnen und euch allen viel Erfolg dabei und danke der Roland Berger Stiftung im Namen der Freien und Hansestadt Hamburg für ihr Engagement. 

 

Es gilt das gesprochene Wort.